Wenn die Welt durch "kleine Löcher im Gedächtnis" hinter einer Plexiglaswand verschwindet: das war im Stück "Vater" in der Stadthalle mitzuerleben. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Theaterstück: "Vater" thematisiert in der Stadthalle das Thema Demenz

"Was für eine Autorität er mal hatte. Und nun..." – ein dementer Vater, eine zutiefst besorgte Tochter, davon handelt das Theaterstück, das am Dienstag in der Stadthalle die Zuschauer betroffen machte.

Hechingen. Das Stück "Vater", das mit dem Prix Molière ausgezeichnet wurde, in einer Inszenierung der Schauspielbühne Stuttgart ist ein bedrückendes Kammerspiel, aber es behandelt ein Thema, das viele betrifft, wie der zumindest halb gefüllte Zuschauerraum zeigte. Im Publikum befanden sich auch Betreuer von Demenzkranken des Sozialwerks und der Caritas. Sie hatten Freikarten für diese Vorstellung bekommen.

Das Stück handelt von Andre, einem alten Mann, der offensichtlich dement wird. Für ihn ist das am Anfang gar nicht bemerkbar, doch seine Tochter macht sich ernsthafte Sorgen. Die Zuschauer werden durch einen Kunstkniff teilweise in die Verwirrung des alten Mannes hineingezogen. Plötzlich wird die Rolle seiner Tochter von einer anderen Schauspielerin gespielt. Es wird nachvollziehbar wie das ist, wenn plötzlich bekannte Menschen nicht mehr erkannt werden.

Verdrehte Namen und wirre Gespräche

Im Lauf des Stückes werden Namen verdreht, unzusammenhängende Gespräche, verwirrende Aussagen und Handlungen gezeigt. Mit dem Voranschreiten der Krankheit wird die Verwirrung größer. Andere Szenen zeigen die Welt auch wieder aus der Sicht des alten Mannes. So versteht der Zuschauer trotz der Verwirrungen den Zusammenhang.

Ernst-Wilhelm Lenik, der Andre spielt, überzeugte in der Rolle des dementen Alten. "Irgendwas Seltsames passiert. Als hätte ich kleine Löcher im Gedächtnis. Kriegt keiner mit. Winzig klein. Mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber ich, ich spüre es", erklärt er seiner Betreuerin im Vertrauen. Es ist ein bewegender Moment seiner Einsicht in seine Krankheit.

Gags und lustige Kommentare lockerten immer wieder auf, aber die an sich beklemmende Stimmung des Stücks dominierte. Dem Autor von "Vater", Florian Zeller, dessen Großmutter an Demenz erkrankte, war es offenbar wichtig, dieses Thema so darzustellen, dass es zum Nachdenken anregt.

Irritierend und durchaus passend war das Bühnenbild. Hierbei handelte es sich um die Nachstellung einer normalen Wohnung, die zum großen Teil durch Plastikwände verstellt ist, durch die alles nur schemenhaft zu erkennen ist. Eine gute Idee, die das Verschwimmen der Wahrnehmung des alten Mannes auch bildlich umsetzt.