Wandern mit Winfried Kretschmann: Der Ministerpräsident machte am Mittwoch bei seiner Sommertour Halt in Hechingen und auf der Burg Hohenzollern. Foto: Oehler

Kretschmann macht Halt im Zollernalbkreis. Schweißtreibende Tour auf die Burg Hohenzollern. Mit Videos

Hechingen - Die dritte Station seiner Sommertour führt Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwochmorgen in die Zollernstadt.

Nach der Begrüßung und den obligatorischen Handshakes geht es für Kretschmann kurz ins Rathaus. Dort schlüpft er in eine zünftige Kniebundhose und Wanderschuhe.

Bestens ausgerüstet geht es dann über den Wochenmarkt. An einigen Ständen stoppt der Ministerpräsident kurz, vom Obsthändler gibt es ein eine Tüte Vitamine auf den Weg. Gewandert wird im überschaubaren Kreis von rund 50 Personen. Mit dabei sind Landrat Günther-Martin Pauli, der Bisinger Bürgermeister Roman Waizenegger und auch die baden-württembergische Waldkönigin Ramona Rauch - im feschen Dirndl mit Holzkrönchen und Hündin Bailey.

Allen voran marschieren die Mitglieder des örtlichen Schwäbischen Albvereins, die Richtung und Tempo vorgeben. Da muss sich auch der erste Mann im Ländle unterordnen. Das macht er auch. Über die ganze Tour gibt sich Kretschmann entspannt und authentisch.

Kurz nach der Hechinger Stadtgrenze drückt die Wanderführerin aufs Tempo. Verplaudern ist also nicht. Dennoch haben die Bürger Gesprächsbedarf. Etwa in Sachen Krankenhaus. Im Zollernalbkreis ein heikles Thema. Neubau auf grüner Wiese in Hechingen oder Albstadt oder doch das Krankenhaus in Ebingen erhalten? Daran scheiden sich die Geister. "Die Grundversorgung muss gewährleistet sein, das versteht sich von selbst", so Kretschmann. "Aber ich sage den Landräten immer: erhaltet keine Krankenhäuser, in denen sich die Leute nicht operieren lassen."

Ganz so ernst bleibt der Dialog nicht immer. Selbst Etikettenfragen wie das Tragen einer Krawatte haben Platz. Dazu Kretschmann ganz locker: "Die trägt doch heute keiner mehr. Als wir damals ohne Krawatten ins Parlament kamen, haben sich alle aufgeregt. Heute machen sie es selber so."

Den meisten steht vom forschen Tempo in drückender Schwüle schon längst der Schweiß auf der Stirn. Auch dem wanderbegeisterten Ministerpräsidenten wird langsam heiß. Kurze Pause, Kretschmann verschwindet hinter einem Holzstapel, das Unterhemd muss raus. "So ist es besser. Einfach Mist, wenn man zu warm angezogen ist."

Der Endspurt steht an, steil geht es den Schlosshügel hinauf. "Entweder der Straße nach oder 266 Stufen hoch", stellt Wanderführerin Renate Pudriyki von der Hechinger Orstgruppe des Schwäbischen Albvereins die Option vor. Es werden die Stufen. Oder darf es für den MP dann doch der Shuttle-Bus sein? "Das ist eine Wanderung, keine Fahrt", kontert der Ministerpräsident die Frage Pudriykis. "Sie sind die Wanderführerin, sie sagen wo es langeht".

Auf der Burg angekommen heißt es dann erst einmal tief durchatmen. Prinz Georg Friedrich von Preußen empfängt den hohen Besuch persönlich. Doch wie spricht man den Burgherren an? Durchlaucht oder königliche Hoheit? Diese Frage war auf den letzten Metern zur Burg aufgekommen. Kretschmann weiß Rat. Königliche Hoheit geht schon, ist formal aber nicht korrekt, da der Adel in der Demokratie keine offizielle Funktion mehr bekleidet, erklärt der Ministerpräsident. Merke: der Titel fungiert hierzulande als Namenszusatz. Anders in England, führt der MP aus, wo die Königin ein offizielles Amt bekleidet.

Nichtsdestotrotz gibt es Lob für den Prinzen. Er sei dankbar für die immensen Anstrengungen, die der Adel unternehme, um "diese Landmarken" - Kretschmann zeigt auf die Burg - zu erhalten. Dafür, so der Ministerpräsident, brauche es Unternehmergeist und ein stimmiges Geschäftskonzept.

Der Prinz hat derweil schon auftischen lassen. Im Biergarten wartet ein reichhaltiges Buffet auf die Wanderer. Willkommene Stärkung nach einem anstrengenden Marsch.