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Melanie Dreher leitet nun das allgemeinbildende Gymnasium in Hechingen

Was für ein tolles Gefühl muss das sein, an der Schule, an der man einst das Abitur ablegte, nun als Rektorin zu arbeiten? Melanie Dreher kennt dieses Gefühl, und sie strahlt. Sie ist die neue Rektorin des Hechinger allgemeinbildenden Gymnasiums.

Hechingen. Seit 1. August ist sie im Amt. Sommerferien. Die Schule liegt verwaist. Ihr Fahrrad kann sie direkt in das Haupteingangsportal stellen. Seit Jahrzehnten wohnt sie mit ihrem Mann in Boll. Ideale Entfernung, um den Weg zur Arbeit per Rad zurückzulegen. Wenn hinter ihr die schwere Holztür ins Schloss fällt, hallt das Echo im altehrwürdigen Treppenhaus.

Es ist die Ruhe vor einer stürmischen Zeit, die kommen wird. Und diese Ruhe nutzt sie, um sich in ihre neue Aufgabe einzuarbeiten. Hier hat sie 1991 ihr Abi abgelegt. Ins Rektorat musste sie nur einmal, weil sie für eine Familienfeier die Vorab-Befreiung vergaß. "Ich war eine brave Schülerin", sagt sie. Auffallend an ihr war damals eher ihr naturwissenschaftliches Interesse. Im Physik-Leistungskurs war sie das einzige Mädchen. 25 Jahre später ist sie zurück. Eine ihrer früheren Lehrerinnen unterrichtet noch, Mitschülerinnen von ihr sind jetzt Lehrerinnen an dieser Schule.

Und sie ist jetzt hier die Rektorin. Für etwa 60 Lehrer und über 600 Schüler wird sie künftig die Impulse geben, die Richtung bestimmen, in manchen Fällen Entscheidungen treffen müssen, die weitreichende Folgen haben können. "Wertschätzend" möchte sie diese Aufgabe angehen, Verhältnisse und Personen erst einmal kennenlernen, sich ein Bild machen, "was gut läuft und was es alles schon gibt".

Natürlich hat sie auch klare Vorstellungen, worauf sie künftig Wert legen wird. "Mitgestaltung ist mir wichtig", sagt sie. Schüler ermutigen, sich zu engagieren, sich einzubringen, in gewissen Grenzen auch dazu ermuntern, eigene Wege zu gehen. Aufmüpfige Schüler nicht als Gegner begreifen. "Interessant ist, dass ich heute eher noch Kontakt zu den Schülern habe, die mehr Probleme hatten", sagt sie nachdenklich.

Eine Schule müsse schließlich der Raum sein, in dem sich junge Leute erproben, in dem Persönlichkeiten sich formen, Demokratie lernen. Sie weiß, dass dazu auch Strenge nötig sein kann. Wer die eher zierliche Person kennenlernt, der spürt, dass ihre Freundlichkeit auch einen fordernden Charakter hat.

Zunächst nur vier Stunden Unterricht

Mit Schülern wird sie allerdings zunächst weniger Kontakt haben als mit den Lehrern. Eine Neunerklasse wird sie vier Stunden unterrichten, mehr erst mal nicht. "Ich brauche etwas Reserven am Anfang", sagt sie. "Wertschätzend" will sie den Umgang im Lehrerkollegium gestalten, nicht auf Kontrolle setzen, aber schon "kollegiales Feedback ermöglichen. Dass Lehrer einer bestimmten Klasse sich untereinander beraten können, will sie unterstützen, auch Engagement außerhalb des Unterrichts sei wichtig. Ihr Ziel sei es, "ein gutes Arbeitsklima" zu schaffen.

Berufliche Erfahrung, solche Ziele zu erreichen, bringt sie genügend mit. Nach dem Studium in Freiburg wurde sie Lehrerin an Rottenburger Gymnasien und merkte bald, dass ihr neben dem Unterricht auch das Organisieren an einer Schule Spaß macht. Ihr Vater war Ingenieur, ihre Mutter Lehrerin. Beides prägte sie.

Den Fachbereich Naturwissenschaft am Paul-Klee-Gymnasium hat sie mit aufgebaut. Eine Zeit lang war sie auch Personalratsvorsitzende. Sie wechselte ans Mössinger Firstwald-Gymnasium, wo sie zuletzt stellvertretende Schulleiterin war. Vor sechs Jahren dann der Wechsel zum Regierungspräsidium, Arbeitsbereich Abitur.

Kontakt mit über 100 Schulleitern, Prüfungen und Prüfer organisieren, Netzwerke aufbauen, ein Stück weit auch interessante Einblicke in die Bildungspolitik erhalten. "Man lernt eine andere Perspektive auf die Schule kennen", berichtet sie. Politik sei eben etwas anderes als reine Verwaltung.

Schulen stehen im Wettbewerb

Solche Einblicke und Kontakte werden ihr nutzen bei ihrer neuen Arbeit. In Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und den Landesbehörden die Infrastruktur der Schule weiterzuentwickeln, das sei wichtig, merkt sie an, "Schulen stehen heute im Wettbewerb, die Ausstattung spielt dabei eine große Rolle." Am Hechinger Gymnasium sei hier in den vergangenen Jahren viel passiert. "Vielleicht wurde das etwas zu wenig beachtet", meint sie. Mit anderen Hechinger Rektoren zusammenzuarbeiten, ihre Schule in Hechingen zu repräsentieren und in das Stadtgeschehen einbinden – alles Aufgaben, auf die sie sich offensichtlich freut.

Mit kurzer Unterbrechung war sie immer Hechingerin, ist in Boll durch die Jugendarbeit geprägt worden, kennt Kinderfest und Ratzgiwatz, Fasnet und einige andere Eigenheiten.