Kunstvereins Clemens Ottnad gab beim Kunstgespräch im Weißen Häusle Hinweise auf Besonderheiten der aktuellen Ausstellung von Matthias Bitzer. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Interessantes Kunstgespräch zur Ausstellung von Matthias Bitzer

Von Klaus Stopper

Macht reden über Kunst überhaupt Sinn? Muss man erklären, was man da sieht?

Hechingen. Spaß jedenfalls macht das reden über Bilder und Skulpturen schon, das zeigte der Gesprächsabend des Kunstvereins Hechingen im Weißen Häusle.

Derzeit stellt dort der in Albstadt aufgewachsene Künstler Matthias Bitzer aus. Ein junger Künstler mit erstaunlichem Erfolg, der von internationalen Galerien vertreten wird. Ein Block von weit über 100 Einzelbildern, überwiegend im Format 30 auf 40 Zentimeter, dazu sonderbare Skulpturen, Lichtinstallationen.

Was soll der Kreis mitten im Ausstellungsraum?

Clemens Ottnad, Kurator des Kunstvereins, wies die etwa 15 Besucher des Abends auf die kleinen Geheimnisse hin, die in vielen der Bilder zu finden sind. Gegenstände, die geheimnisvoll aus der Wand wachsen. Bildliche Bezüge zu Autoren, die den Künstler interessiert haben, beispielsweise. Ein gelber Post-It-Zettel, lose in ein Bild eingefügt, entpuppt sich da plötzlich als Verweis auf das Pseudonym eines Autors.

Zu vielem hatte Ottnad Informationen, immerhin kennt er den Künstler ganz gut, aber an diesem Abend wurde auch angesprochen, ob diese Geheimnisse enthüllt werden sollen. Gerade sie machten ja den sonderbaren Reiz der Bilder aus.

Ottnad stritt das gar nicht ab. Im Gegenteil: Ausstellungsmotto sei vielleicht nicht von ungefähr "knock, knock, Nepomuck", meinte er. Denn der Heilige Nepomuk sei auch dafür bekannt, dass er das Beichtgeheimnis unter Folter bewahrt habe. Am Ende sei ihm die Zunge abgeschnitten worden. Möglicherweise habe Matthias Bitzer diesen Bezug ganz bewusst gewählt in dem Sinne, dass er seinen Bildern Bezüge und Geschichten anvertraut hat, die sich den Betrachtern nicht entschlüsseln.

Einige Themen wurden noch angesprochen. Einigkeit herrschte darüber, dass speziell diese Ausstellung den besonderen Raum des Weißen Häusles in außergewöhnlich gekonnter Form nutzt. Es gab auch kleine Kontroversen. Ist eine Collage, die ausgestellt wird, zu glatt und dekorativ? Welche stilistischen Assoziationen lassen sich zu verschiedenen Werken finden? Was soll der riesige Kreis mitten im Ausstellungsraum? Eine Stunde dauerte das Gespräch. Ob Bitzers Geheimnisse an diesem Abend entschlüsselt wurden, darf bezweifelt werden. Auf jeden Fall war der Austausch über die Werke befruchtend, eventuell veränderte sie sogar die Sichtweise auf die Ausstellung.

An den beiden nächsten Wochenenden ist die Ausstellung im Weißen Häusle noch zu sehen, jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Letzer Ausstellungstag ist der 17. Juli.