Schick und billig ist oft unfair: Diese Botschaft vermittelte das Theaterstück der Waldorfschule Balingen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Themenabend: Diskussionsrunde zum "Preis" von Billig-Klamotten / Waldorfschüler führen Theaterstück auf

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Oft haben das modische Kleid oder die trendige Hose eine dunkle Vorgeschichte: Den günstigen Preis müssen andere teuer bezahlen – das zu vermitteln war Ziel einer Veranstaltung im Bildungshaus St. Luzen.

Von Andrea Maute

Hechingen. Es sind Zahlen, die für sich sprechen. 7000 Liter Wasserverbrauch für eine einzige Jeans, wenige Cent für die Näherin und 100 000 Baumwollproduzenten, die sich in den vergangenen zehn Jahren aus Verzweiflung das Leben nahmen. Lässt man sie auf sich wirken, sind die Glücksgefühle nach dem Kleiderkauf schnell verpufft. Instinktiv erkennt man: Das vermeintliche Schnäppchen ist mit "Schmutz" behaftet. Schmutz nicht im Sinne von Dreck, sondern als Symbol menschenunwürdiger, umweltschädigender Produktionsbedingungen.

Mit "Schmutz auf schicker Kleidung oder faire Textilien" war auch der von Almut Petersen moderierte Abend überschrieben, mit dem im Bildungshaus über das Thema informiert wurde. Einen erschreckend realistischen Einblick in die bunte, verführerische Konsumwelt gaben in einem Theaterstück die Schüler der Waldorfschule Balingen.

Es sind bewundernde Blicke, die der jungen Dame im Glitzerkleid zufliegen, und eine Botschaft, die den Konsumenten nur allzu gerne zugreifen lässt: Schick und hip muss nicht teuer sein. Ihr glaubt der Kunde ebenso wie den gebetsmühlenartigen Floskeln des "globalen Nachhaltigkeitsbeauftragten", der die Produktion in den ärmsten Ländern der Welt mit blumigen Worten rechtfertigt. Wer gegen den Strom schwimmt und zu sagen wagt "stopp, ich finde das nicht in Ordnung, das ist unfair", wird schnell als Spielverderber abgestempelt und mit Kommentaren wie "jetzt bleib mal locker", in die Schranken gewiesen. Locker bleiben angesichts der Tatsache, wie dieses Kleid entstanden ist? Das ist nur schwer vorstellbar.

Szenenwechsel: Ein Nähsaal in Bangladesch; Frauen, die im Akkord schuften. Keine Arbeitsverträge, unbezahlte Überstunden, Schläge, Strafen, keine Fluchtwege – und das alles, damit der Kunde billig die neueste Mode tragen kann. "Stopp" sagt jedoch nicht nur ein mutiges Mädchen im Theaterstück.

Bumiller verzichtet auf Produktion in China

Auch Franz Xaver Bumiller, seit 1988 geschäftsführender Gesellschafter der efix tricot in Hechingen, einer Firma, die auf die Herstellung hochwertiger Damenshirts spezialisiert ist, hat ein eindeutiges Statement: "Not from China." Sein Unternehmen setzt auf den Produktionsstandort Deutschland mit kurzen Beschaffungswegen und jederzeit kontrollierbaren Qualitätsstandards; ein Weg, den immer weniger Betriebe beschreiten.

Gab es in der Maschenindustrie 1970 noch 3615 Unternehmen in Westdeutschland mit rund 600 000 Beschäftigten, waren es 2014 in Gesamtdeutschland gerade noch 116 Betriebe mit rund 14 000 Beschäftigten. Wie kann diesem Trend entgegengesteuert werden? Die These Bumillers: "So lange der Endverbraucher nicht bereit ist, angemessene Preise zu bezahlen, wird sich daran nichts ändern." Wie trendig "fair" sein kann, bewies eine kleine Modenschau des KaufHaus Schramm aus Jungingen. Vertieft wurde das Thema in einer Diskussionsrunde, an der Sandra Stopper von Terre des Femmes, Monika Selig vom Hechinger Weltladen, Klemens Jakob von Regionalgenial, Andreas Steiner vom Bildungshaus, Franz Xaver Bumiller, Sabine Schramm und Schüler der Waldorfschule teilnahmen.

Sich nicht von Außen diktieren lassen, was Mode ist, und lieber weniger, dafür aber nachhaltig und fair produzierte Textilien und Qualitätsprodukte kaufen: Damit kann jeder Einzelne dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen, so der Tenor.