Blechmusik in Perfektion war am Montag in der Johanneskirche zu hören. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Konzert mit quirligem Vollblutmusiker und harmonischer Stimmenvielfalt

Das etwas andere Weihnachtskonzert vom "Blech Forest Posaunenensemble" entwickelte sich am Montag zum intensiven Hörerlebnis in der Hechinger Johanneskirche.

Hechingen. Das stets zur Adventszeit stattfindende Konzert des aus Studierenden der Trossinger Musikhochschule bestehenden Ensembles hat eigentlich schon Kultstatus. Dem Kulturverein war es nun gelungen, zum 11. Jahr des Vereinsbestehens das renommierte Posaunenensemble nach Hechingen zu holen.

"Darüber freuen wir uns riesig", sagten Margret Kipp-Lenkeit und Christoph Schanze bei der Begrüßung. Mit dem aus acht Nationen bestehenden zehnköpfigen Ensemble war sowohl die Amerikanerin Abbie Conant als (Gast-)Professorin der Musiker gekommen als auch der ausgezeichnete Arrangeur der meisten gespielten Stücke, Joseph Burnam aus Housten/Texas. Der sei extra aus dem italienischen Turin zum Konzert geeilt, sagte Gerhard Wolf, der das Konzert auch moderierte.

Jo Burnam hinterließ sogleich den Eindruck eines quirlig-agilen Vollblutmusikers. Denn beim Dirigieren ohne Taktstock war sein gesamter Körper in heftiger Bewegung, als sei er die Musik selbst. Immerhin dirigierte er "seine" Stücke, die er in und auswendig kannte. An den Ausführungen der jungen Musiker gab es denn auch rein gar nichts herumzudeuteln, sie waren praktisch perfekt.

Schon das Eröffnungsstück, die Burnam-Bearbeitung von Luthers "Eine feste Burg" wirkte überwältigend. Wie hier entstand auch bei den anderen Stücken, darunter die Arrangements über Sakralwerke von Monteverdi, kurz nach dem Intro eine hochkomplexe polyphone Verdichtung im Klanggeschehen. Und zwar bis hin zur Achtstimmigkeit und darüber hinaus. Dann spielt jeder eine andere Melodie und dennoch hört sich das klingende Wirrwarr angenehm harmonisch an.

Derartige Stimmvielfalt, also die Polyphonie, erschien hier als reinste Klanggewalt. Und die ließ das Kirchenschiff kurzerhand zum faszinierenden Klangraum werden. Das Konzert verfehlte seine Wirkung auf die Zuhörer wahrlich nicht. Doch erhielt es zusätzliche Aufwertungen: Durch die Instruktionen über die Posaune, wie die der Gastprofessorin in leicht skandinavisch klingender Neptun-Sprache – was nach 100 Jahren nach der Begründung auch eine Hommage an die Kunstrichtung Dada darstellte.

Aber auch durch das Angebot an Weihnachtsgebäck und Glühwein vom Kulturverein in der Pause. Zum Abschluss gab es zeitgenössische Versionen bekannter Weihnachtslieder und schließlich gemeinsames Anstimmen mit dem hochzufriedenen Publikum.