So ein Anblick soll es in Hechingen bald nicht mehr geben. Der Stadtmarketinverein plant ein plastiktütenfreie Stadt. Foto: Büttner Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Stadt soll plastiktütenfrei werden – doch das Projekt des Stadtmarketing-Vereins steckt noch in den Kinderschuhen

Von Melanie Pieske

Hechingen. Den Plastiktüten den Kampf angesagt hat nicht nur der EU-Rat in seinem jüngsten Gesetzesentwurf. Auch der Hechinger Stadtmarketing-Verein möchte die Einwegtüten aus der Stadt verbannen. Wie? Darüber zerbricht sich der Geschäftsführer Wolfgang Groth den Kopf.

Hechingen soll die erste plastiktütenfreie Stadt Europas werden – das hat sich der Stadtmarketing-Verein auf die Fahne geschrieben (wir berichteten). Der Vorschlag stieß im Gemeinderat prompt auf große Begeisterung. Bürgermeisterin Dorothea Bachmach sprach gar von einer "ganz tollen Idee". Grünes Licht also seitens der Stadt und auch von ortsansässigen Händlern und Firmen habe der Verein bereits zustimmende Worte bekommen, erzählt der Geschäftsführer des Vereins Wolfgang Groth.

Dem leidenschaftlichen Angler und Taucher sind die Plastiktüten auf seinen Streifzügen durch die Natur schon oft bitter aufgestoßen. "Das ist eine richtige Pest, überall schwimmen diese Tüten", schimpft er. "Wir können die Welt zwar nicht verändern – aber vielleicht können wir ein Vorbild sein. Einer muss ja vorweg gehen", sagt er. So war die Idee zu dem Projekt geboren.

Doch wie lässt sich das Vorhaben in die Tat umsetzen? "Derzeit laufen die ersten Anfragen", verrät Groth. Er habe mit Herstellern Kontakt aufgenommen, die sich auf wasserlösliche Materialen spezialisiert haben. Die seien ihm schon beim Angeln begegnet – jetzt will er wissen, ob die nicht auch für Hechinger Einkaufzwecke übertragen werden können. "Auf dem Wochenmarkt braucht es Folien. Schließlich können Oliven nicht einfach in Papiertaschen geworfen werden", erklärt er. Diese Folien müssten dann ö-l- und schweißresistent, reißfest – aber auch wasserlöslich sein, also voll kompostierbar. Ähnliches gibt es bereits in Form von Biomülltüten. Rückmeldung habe er aber bisher von den Herstellern noch keine bekommen, erzählt Groth.

Überhaupt sei das Projekt langfristig ausgelegt, schließlich müsse sich der Verein auch um seine Aushängeschilder wie den Sternlesmarkt und den Lichterglanz kümmern. Auf den Events liege das Hauptaugenmerk, so Groth. "Aber unser Vorhaben kann natürlich enorm dazu beitragen, Hechingen als Marke nach außen zu tragen", sagt er.

Apropos Marke – wenn es nach dem Geschäftsführer ginge, dann sollte es für alle Läden und Lebensmittelfilialen eine einheitliche Stofftasche geben. Auf den könnten dann die Logos der Hechinger Firmen prangen. "Aber da gilt es noch den Stück-Bedarf der Händler herauszufinden und ab welcher Bestellmenge sich diese Anschaffung lohnen würde", so der Geschäftsführer. Zunächst gilt es, die Wirtschaftlichkeit auf den Prüfstand zu stellen. "Unser Konzept muss perfekt ausgearbeitet sein – wirtschaftlich rentabel und für die beteiligten Händler darf kein Mehraufwand entstehen", erklärt Groth. Aus diesem Grund rechnet er damit, dass das Projekt erst 2016/17 umgesetzt werden kann. "In diesem Jahr wird das sicher noch nichts", sagt er.

Auch wenn das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt – er hofft, dass Hechingen hier eine Vorbildfunktion übernehmen und sich zu einer Paradestadt mausern könnte. Das Thema Fairtrade habe Hechingen schließlich verschlafen. Albstadt und Balingen beispielsweise tragen bereits das Fairtrade-Stadt-Siegel. "Auf diesen Zug aufzuspringen macht definitiv keinen Sinn mehr", klagt der Geschäftsführer.

Dass die Pläne des Stadtmarketing-Vereins durchaus ambitioniert sind, das weiß auch Groth. "Ich glaube, wenn es einfach wäre, dann hätte es längst eine Stadt gemacht."