Nur noch ein Baum scheint dieses Gebäudedach bei der Unteren Mühle zu stützen, seitdem das Hauseck eingestürzt ist. Foto: Stopper

Ganzes Hauseck stürzt auf Parkplätze. Stadt kennt Wohnsitz des Eigentümers nicht.

Hechingen - Mitten in Hechingen fallen Hauswände um, öffentliche Parkplätze werden über Jahre blockiert, Müll und Bauschutt liegen herum, und was macht die Stadt? Sie schaut zu.

Eine komplette Hausecke ist vor einigen Wochen aus einem Nebengebäude der Unteren Mühle herausgebrochen. Die Stadt hat den Einsturz schon vor vier Jahren kommen sehen und das Gelände vor dem Gebäude mit Bauzäunen abgesperrt. Die Folge: Mehrere Parkplätze, die von den Einzelhandelsgeschäften in der Nachbarschaft dringend gebraucht würden, sind seither gesperrt und verkrauten vor sich hin.

Zahlt der Eigentümer Schadenersatz, dessen bruchfälliges Haus die Parkplätze unbenutzbar macht? Fehlanzeige. Die Parkplätze sind ja gebührenfrei, es entsteht also kein Schaden, den man eintreiben könnte. So jedenfalls hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren Anfragen unserer Zeitung beantwortet.

Vom Eigentümer kennt die Stadt nur die Mailadresse

Hintergrund des zögerlichen Eingreifens der Stadt ist, dass der Wohnsitz des Hauseigentümers unbekannt ist. Immerhin: Mittlerweile kennt die Stadt seine Mailadresse, "aber rechtsfähige Bescheide kann man so nicht übermitteln", erklärte gestern der städtische Pressesprecher auf Nachfrage unserer Zeitung.

Und dann soll der Eigentümer kürzlich auch vor Ort gewesen sein, um etwas an dem Einsturzschaden "zu richten". Die Stadt steht nun offenbar auf dem Standpunkt, dass man dem Mann erstmal Zeit geben sollte für diesen Versucht. Wer sich die Ruine anschaut, wird aber kaum glauben könnten, dass hier noch allzuviel "zu richten" ist. Ein Abriss scheint die einzige Option.

Zeit, die Situation zu bereinigen, hat eigentlich auch schon genug bestanden. Seit 2014 gilt das Haus als einsturzgefährdet. Jetzt ist das Hauseck zusammengebrochen, und der Laie fragt sich, wie lange das Hausdach noch Haltung bewahrt. Derzeit scheint ein Gehölz eine wesentliche Stütze zu sein.

Dazu kommt: Das eingestürzte Hauseck liegt jetzt als Bauschutthaufen auf einem Gelände, das der Stadt gehört. Dazu auch noch Heckenschnitt und Mülltüten. Darf man jetzt Bauschutt kostenlos auf städtischen Parkplätzen mitten in der Stadt lagern? Bräuchte man dazu nicht wenigstens eine Genehmigung?

Fragen, für die sich die Geschäftsleute in der Nachbarschaft der Ruine schon seit Jahren eine Antwort wünschen. Vom Hechinger Rathaus fühlen sie sich aber nicht ausreichend unterstützt. Sie fürchten einen Imageschaden für das ganze Viertel, wenn der Zerfallsprozess diese großen Gebäudes dort im bisherigen Stil voranschreitet.