Der Prozess wegen Insolvenzverschleppung vor dem Hechinger Amtsgericht wurde gestern fortgesetzt. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Prozess: Ex-Berater wird in die Zange genommen

Hechingen (eri). Nicht nur mit seinem groß angelegten Laster-Leasing-Unternehmen war ein 49-Jähriger Kaufmann aus dem Zollernalbkreis in Turbulenzen und in die Insolvenz geraten (wir berichteten). Auch das von ihm erworbene Textilimperium Tornado wurde vom scharfen Gegenwind der Gläubiger hinweggefegt. Warum auch dieses Unternehmen scheiterte, versuchte das Schöffengericht des Amtsgerichtes Hechingen gestern aufzuklären.

War es so, wie der wegen Unterschlagung, Betrug und Insolvenzverschleppung angeklagte Kaufmann angegeben hatte, dass die Bilanzen der Textil-Handelsgruppe schon manipuliert gewesen seien, bevor er die Firma 2010 aufkaufte? Warum stiegen die kreditgebenden Banken rund fünf Wochen nach dem Verkauf aus? Wurde der Schwabe von seinem Geschäftsfreund, von dem er das Textilunternehmen erwarb, "regelrecht übers Ohr gehauen?"

Dass sein Lasterunternehmen nicht mehr zukunftsfähig war, das hatte der 49-Jährige aufgrund der Zahlungsschwierigkeiten, in die er geriet, irgendwann realisiert. In der Tornado-Gruppe, so hatte er es ausgeführt, habe er aber Potenzial gesehen. Die Handelskette mit Sitz in Bremen kaufte Textilien und verkaufte sie an große Supermarktketten, in denen sie ihr Warenregal präsentierte, weiter.

Als Zeuge wurde ein 37-Jähriger ehemaliger Mitarbeiter einer hanseatischen Consulting-Firma gehört. Der war auf Anraten der kreditgebenden Bremer Banken schon als Berater eingesetzt, bevor der schwäbische Kaufmann als interessierter Investor auftrat. Dem Gericht berichtete er eloquent von den Aufgaben seines Consulting-Unternehmens, schwadronierte über monatliches Reporting, Quickshakes, Liquiditätsverzehr, Restrukturierung, mangelnde Markenpflege und die Bankenrunden, bei denen er dabei gewesen war.

Von Manipulationen in den Bilanzen oder gar deren Fälschung sei ihm nichts bekannt, auch als der Leitende Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Beiter ihn auf einen Fall ansprach, der, so Beiter, "ja eine heiße Geschichte" sei. Ein Penny-Warenlager war in die Bilanz für 2009, also vor dem Kauf, hereingenommen worden, die Rechnung dafür aber erst 2010 aufgetaucht. Der Berater konnte sich nicht erinnern.

Auch warum vom monatlichen Honorarsatz von 80 000 Euro für seine Firma die Rede war, wusste er nicht. Der Tagessatz, mit dem die Firma seine Tätigkeit abgerechnet habe, betrage höchstens 1400 Euro. Und wenn er sich an Details aus jener Zeit nicht mehr erinnern könne, liege das nicht nur daran, dass er für die Firma nicht mehr arbeite und keinen Zugang zu den Akten mehr habe, sondern auch daran, dass er in den vergangenen fünf Jahren 30 verschiedenen Projekte betreut und an etwa 50 bis 60 Bankenrunden teilgenommen habe.

Sowohl Staatsanwalt als auch die Verteidigerin grillten den Berater mit ihren Fragen regelrecht, denn in seine Amtszeit fiel das Ausbleiben der Bilanz für 2010, die bis zum 31. März 2011 hätte vorgelegt werden müssen. Dass der Firmenumzug von Bremen nach Bisingen in diese Zeit fiel, dass die Software Probleme machte und auch, dass der Berater kurzfristig im April oder Mai 2011 zu einem neuen Kunden abgezogen worden war, wollten weder Staatsanwalt noch die Verteidiger gelten lassen. Beantworten konnte oder wollte der Berater ihre Fragen trotzdem nicht.

n Die Verhandlung wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt.