Polizisten berichteten als Zeugen im Hechinger Mordprozess über Details der Spurensicherung am Tatort. Foto: Huger

Achter Verhandlungstag im Fall Umut K. Kollegen der Mordangeklagten hatten keinerlei Verdacht. Mit Video

Hechingen - Im Hechinger Mordprozess vor dem Landgericht werden vermutlich im Oktober die Urteile gesprochen. Bislang wurde im Verfahren noch nicht klar, wer den tödlichen Schuss abgefeuert hat.

Nur schleppend kommt der Prozess um den tödlichen Schuss auf Umut K. voran. Am achten Verhandlungstag ist die große Spannung auch im Zuschauerraum des Gerichtssaals abgeflaut. Vor zwei Wochen war die Situation zwischen den Familien des Opfers und der mutmaßlichen Täter noch so eskaliert, dass Beamte eingreifen mussten. Die Familie von Umut zeigt weiter große Präsenz und Zusammenhalt, doch selbst sie verlassen oft nachmittags den Saal.

Vieles über den Tathergang und die Hintergründe ist durchleuchtet. Trotzdem muss Zeuge um Zeuge gehört werden. Am Montag berichteten Polizisten, wie sie am Tatort Spuren sicherten. Die Ergebnisse wird ein anderer Polizist später vorstellen.

Die entscheidende Frage ist weiter offen: Welcher der beiden Hauptangeklagten hat den tödlichen Schuss abgegeben? Bisher belasten sich Calogero S. und Carmelo B. noch gegenseitig, die Pistole aus dem Auto heraus abgefeuert zu haben.

Am Montag sagten nun Arbeitskollegen und Vorgesetzte über die beiden jungen Italiener aus und zeichneten ein durchweg positives Bild. Calogero S. arbeitete seit Mitte 2105 als Packer im Dreischichtbetrieb bei einem Kunststoffhersteller. Stets pünktlich, freundlich und gut arbeitend – so beschreiben ihn Kollege und Schichtleiter.

Ebenso gut arbeitete Carmelo B. in seinem Betrieb. "Eine gute, zuverlässige Arbeitskraft" sei er gewesen, so berichtete sein Chef, ein Zimmermeister. Carmelo B. war bei ihm seit 2015 als Bauhelfer angestellt. Auch eine Ausbildungsstelle hatte er in Aussicht. Dies scheiterte bisher nur an mangelnden Deutschkenntnissen. Mit Drogen und Alkohol hätten beide nichts zu tun, das glaubten zumindest die Arbeitskollegen. Alle waren sich in dieser Einschätzung einig.

Weit gefehlt. Standen doch, wie der letzte Prozesstag gezeigt hat, größere Drogengeschäfte im Hintergrund des tödlichen Schusses. Auch den eigenen Marihuana-Konsum hatten die beiden Angeklagten während der Verhandlung schon eingeräumt. Die Beweise folgten nun prompt. Urin- und Blutuntersuchungen einige Tage nach der Verhaftung brachten den Nachweis, dass die beiden vermutlich auch noch in Untersuchungshaft Marihuana konsumierten.

Weiter geht es mit dem Prozess am kommenden Donnerstag, 3. August, um 9 Uhr. Dann soll mit Hilfe eines Kriminaltechnikers rekonstruiert werden, von welchem Sitz aus dem Auto heraus geschossen wurde. Dazu wird die Schussabgabe nachgestellt. Zudem wurde der Prozess um drei Verhandlungstage im Oktober verlängert. Der vorsitzende Richter Breucker geht davon aus, dann auch das Urteil verkünden zu können.