In dem Prozess am Hechinger Landgericht müssen sich vier junge Leute verantworten. Foto: dpa

Prozess um Verstrickungen im Hintergrund des Mordes an Umut K.. Angeklagte schweigen.

Hechingen - Um die Verstrickungen im Hintergrund des Mordes an Umut K. geht es in einem Drogenprozess, der am Landgericht Hechingen verhandelt wird. Als Zeugen sollten am dritten Verhandlungstag die Angeklagten aus dem Mordprozess aussagen. Viel heraus kam dabei nichts: Sie sagten nichts.

In dem Prozess müssen sich vier junge Leute vor Gericht verantworten, die mit dem Drogenmilieu rund um den Mord an der Hechinger Staig Anfang Dezember in Verbindung gebracht werden.

Angeklagt sind die vier wegen unerlaubtem Besitz von Betäubungsmitteln und Waffen. Einer von ihnen ist der 26-jährige Italiener, der am 1. Dezember 2016 neben Umut K. vor dem Spielcasino Imperial an der Hechinger Staig stand und der als das eigentliche Ziel der mutmaßlichen Täter Calogero S. und Carmelo B. gilt. Ebenfalls angeklagt sind ein 23-jähriger Kroate sowie eine 23-jährige Kroatin und eine 18-Jährige, die kurz vor dem Mord offenbar mit Umut K. angebandelt hatte. Die beiden Männer scheinen die Drahtzieher der Drogendeals zu sein, die hinter dem Schuss auf Umut K. stecken könnten. Dem Italiener und dem Kroaten wird vorgeworfen, dass sie im Herbst vergangenen Jahres Drogen im Wert von 5000 Euro gekauft haben sollen, um mit dem Weiterverkauf ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.

Im Zimmer 16 des Hechinger Hotels Falken sollen sie den Drogenvorrat sowie eine funktionstüchtige und eine funktionsuntüchtige Selbstladepistole samt Munition in eine Tasche gepackt haben, die sie dann bei der 18-Jährigen im Keller versteckten. Nach dem Mord an Umut K. versteckte sie die Tasche einige Stunden hinter dem Hechinger Schützenhaus und übergab sie später dem 23-jährigen Kroaten und der weiteren Mitangeklagten.

Was dann mit der Tasche geschah, ließ die 23-jährige Kroatin am Montag in einer Erklärung durch ihren Anwalt verlesen.

Angeklagte hatte die Tasche mit Drogen und Waffen bei sich versteckt

Sie habe die Tasche in ihrer Wohnung in Böblingen – wo sie die Polizei Mitte Dezember fand – hinter das Sofa gestellt. Sie habe zu der Zeit gerade eine Beziehung zu dem angeklagten Kroaten begonnen. Kennen gelernt habe sie ihn, als sie von ihm Gras kaufte. Es sei ihr egal gewesen, dass er gedealt habe, der Inhalt der Tasche habe sie ebenfalls nicht interessiert, hieß es. Sie habe zwar gewusst, dass Drogen darin seien, aber nichts von den Waffen.

Die andere Angeklagte, 18-Jährige, wollte am Montag nicht mehr öffentlich aussagen. Laut Gericht wurde sie kurze Zeit nach ihrer Zeugenaussage im Mordfall Umut K. von zwei Männern vor ihrer Haustür bedroht, geschlagen und aufgefordert, ihre Aussage wieder zurückzuziehen. Deshalb wird auf Antrag ihrer Rechtsanwältin fortan jedes Mal die Öffentlichkeit ausgeschlossen, wenn die junge Frau Auskünfte gibt.

Am Montag, dem dritten Prozesstag, wurden vor dem Hechinger Landgericht erneut Zeugen gehört. Eingeladen waren dazu ein KfZ-Mechaniker und sein Freund. Sie schilderten eine Begebenheit, bei der eine der Waffen aufgetaucht sein soll, um die es im Prozess geht. Der Mechaniker hatte für einen Freund des Kroaten ein Auto repariert, der hatte nicht bezahlt und es kam zum Streit zwischen dem Mechaniker und seinem Freund und dem zahlungsunwilligen Kunden und dessen Clique, darunter der angeklagte 23-Jährige. Beide Zeugen gaben an, dass der Kroate eine Waffe in der Hand gehabt habe. Auch der besagte Kunde sollte auch als Zeuge vernommen werden, erschien aber vor Gericht nicht.

Angeklagte aus dem Mordfall sind als Zeugen geladen

Weitere Zeugen waren am Montag die drei Angeklagten aus dem Mordfall. Der mutmaßliche Schütze Calogero S., der Fahrer des roten Punto Carmelo B. und der Mitangeklagte Carmine M. wurden jeweils in Fußfesseln oder Handschellen hereingebracht, machten aber keine Angaben.

Als letzte Zeugin wurde eine Kriminalkommissarin gehört, die die sichergestellten digitalen Daten von Handys und aus Chatnachrichten der Angeklagten ausgewertet hat. "Das waren etwa 500 Seiten", erklärte die Zeugin. Dabei wurde deutlich, dass zumindest der 26-jährige Italiener wohl Schulden hatte, und schon länger Sorgen hatte, weil er "überall gesucht" würde.

Der Prozess wird am Mittwoch, 15. November, um 12 Uhr fortgesetzt.