Ein in der Gegenwart spielendes Beziehungsstück ist dieses Jahr Sternchenthema für Abiturienten. In der Hechinger Stadthalle wurde es nun aufgeführt. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Theateraufführung in Stadthalle Museum zieht vor allem Abiturienten an

Von Willy Beyer

Hechingen. Ende gut, alles nicht gut, oder lieber umgekehrt? Das blieb in der Stadthalle Museum am Mittwoch offen. Die Landesbühne Esslingen spielte dort Peter Stammels Roman "Agnes" in einer reduzierten Eigenartfassung.

In Baden-Württemberg ist das Werk des Schweizers Sternchenthema und somit auch Hechinger Abiturstoff. Mal weg von den alten Brocken wie Schillers "Räuber" mag da mancher Schüler denken. Die Anfrage nach der Vorstellung bestätigt das. Dass dieses Stück in der Gegenwartsgesellschaft handelt, macht den Stoff zugänglicher für die Abituranwärter.

Ob das der Grund ist, warum das Kultusministerium gerade dieses Werk zum Sternchenthema erkoren hat, kann nur gemutmaßt werden. Und Mutmaßungen erzeugt auch das obskure Ende, ebenso offen blieb die Frage, wo im Theaterskript die Spannungsmomente zu finden sein sollten. Das Handlungs- und Sprachniveau überzeugte auch nicht gerade. Ein Vergleich mit Stücken wie "Die Katze auf dem heißen Blechdach" hält es jedenfalls nicht stand.

In den Dialogen wie auch in der Dramaturgie dämmert es ganze 95 Minuten am Stück so vor sich hin. Was die Inszenierung von Annette Dorothea Weber mit dem Bühnenbild von Julia Schiller und dem Sounddesign von Silvio Urbiks jedoch interessant macht, ist seine Deutungsvielfalt. Besonders zum Schluss, wenn sich jeder fragt: Hat sich Agnes das Leben genommen? Oder erlebt sie losgelöst von ihren Beziehungsproblemen das kosmische Einswerden mit der Natur? Rutscht sie gar beim Lesen des Schlussakkords ihrer vom namenlosen Partner ersonnenen Geschichte in die Irrationalität einer Psychose?

Sein und Schein, Realität und Fantasie, individuelle Wahrnehmung und Realität, aber auch der Drang nach Wahrgenommenwerden mischten sich in einem subtilen Spiel mit dem Streben nach Liebe und Anerkennung. Fazit: Dieses Stück lebte wesentlich nur von der schauspielerischen Leistung. Die erbrachten auffallend gut an diesem Abend die verwandlungsfähige Caroline Betz als Agnes und Ralf Hönike als Ich-Erzähler in nüchtern-trockenen Machart.