Nach quälend langen Verhandlungstagen neigt sich der Prozess wegen des Überfalls auf einen Hechinger und einen Balinger Schrotthändler dem Ende entgegen. Die Staatsanwaltschaft hat in ihrem Plädoyer hohe Haftstrafen gefordert. Foto: Rath

Raubüberfälle auf Schrotthändler: Markus Engel beantragt in Plädoyer drei bis neun Jahre Gefängnis.

Hechingen - Wende im Prozess um die Raubüberfälle auf die Schrotthändler in Hechingen und Balingen: Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen, das erste Plädoyer gehalten. Der Staatsanwalt fordert hohe Haftstrafen für die Täter.

Markus Engel, Ankläger im Verfahren gegen die vier mutmaßlichen Räuber, sieht die Schuld von allen vier Angeklagten als erwiesen an. Er beantragt Gefängnis für sämtliche Tatbeteiligten. Die Höhe schwankt dabei von drei bis neun Jahren.

Der zur Tatzeit 22-Jährige, der an beiden Raubüberfällen beteiligt war, soll für neun Jahre ins Gefängnis. Er hat außerdem noch eine Reststrafe von zwei Jahren aus einer anderen Straftat in den Akten stehen. Sein 30-jähriger Bruder war beim zweiten Überfall in Weilstetten mit von der Partie. Für ihn, Familienvater ohne Vorstrafen, fordert der Staatsanwalt drei Jahre Haft. Der dritte Täter, damals 18 Jahre alt, soll eine Jugendstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verbüßen. Auch er bringt eine Vorverurteilung mit, die die Haft noch verlängern könnte. Der jüngste der vier Angeklagten, Cousin der anderen Räuber, war beim Überfall im Hechinger Prinzling mit dabei, vor dem Überfall in Weilstetten stieg er jedoch aus. Die drei jungen Männer waren geständig.

Mit mehr Spannung war erwartet worden, was Engel für den 44-jährigen mutmaßlichen Tippgeber und Drahtzieher im Hintergrund fordern würde. Er kannte die jungen Männer von Ausflügen in Spielotheken und ist ebenfalls Schrotthändler, mit dem Opfer in Hechingen sogar verwandt. Ihn will die Staatsanwaltschaft achteinhalb Jahre lang hinter Gittern sehen. Wie mehrfach berichtet, schwieg der 44-Jährige bis zuletzt. Engel sieht es aber als erwiesen an, dass er Drahtzieher der Überfälle war, und das nicht nur durch die Geständnisse der drei Komplizen, die den vierten Mann schwer belastet hatten.

Staatsanwalt kritisiert Strafverteidiger

Die Räuber hatten beim Überfall in Balingen 250.000 Euro gefordert, die der dortige Schrotthändler angeblich in einer Tüte deponiert hatte. Davon hätten die jungen Räuber nichts wissen können, wohl aber der 44-Jährige. Für Engel ist dies "kein Zufall". Dies gehe auch aus den Kurznachrichten hervor, die die Täter per Mobiltelefon ausgetauscht und die die Fahnder ausgewertet hatten. Für Engel machte sich der 44-Jährige nicht nur der Beihilfe schuldig, sondern er sei Mittäter. In Engels Augen ist der 44-Jährige zwar spielsüchtig. Es liegejedoch keine "verminderte Steuerungsfähigkeit" vor, die eine erheblich mildere Strafe rechtfertigen würde.

Darüber hinaus übte der Staatsanwalt Kritik am Strafverteidiger des 44-Jährigen, dem Rechtsanwalt Klaus Schön. Seine Antragsflut, die "jeglicher Grundlage entbehrt" habe, wertete er als "Prozess-Verschleppung" und "Missbrauch des Instruments Befangenheitsantrag".

Der Prozess am Hechinger Landgericht soll am Freitag, 15. Februar, fortgeführt werden.