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Tennisspielerinnen der Extraklasse aus ganz Europa kämpfen noch bis Sonntag um den Sieg.

Hechingen - Es ist die Ruhe, die bei diesem Turnier auffällt. Tennis. Man muss kein ausgesprochener Fan dieser Sportart sein, um die Atmosphäre zu genießen, die beim Hechinger "boso Ladies Open" am Weiher zu erleben ist.

Die roten Sandplätze im gelben Abendlicht. Die Tribüne voll besetzt. Ein packendes Spiel, und trotzdem ist während der Ballwechsel kein Mucks zu hören. Erst wenn ein Ball besonders kunstvoll an der Gegnerin vorbei geschlagen wird, brandet Beifall auf. Für beide Spielerinnen, wohlgemerkt. Voller Respekt für die gezeigte Leistung, voll Dankbarkeit für den Moment von Perfektion, der hier spürbar wird.

Tennisspielerinnen der Extraklasse aus ganz Europa kämpfen auf dem Gelände des Hechinger Tennisclubs noch bis Sonntag um den Sieg. Heute, Freitag, wird von 12.30 bis 18.30 Uhr gespielt. Die Halbfinals am Samstag beginnen um 13 Uhr, die Finalspiele am Sonntag um 13.30 Uhr.

Wer Sportveranstaltungen sonst nicht mag, fühlt sich hier trotzdem wohl. Hier lässt niemand Dampf ab und versucht seine Favoritin durch wildes Anfeuern zum Sieg zu tragen. Tennis-Zuschauer genießen die Kunst dieses Spiels, sie hoffen auf Ballwechsel, die durch Präzision, Taktik und Gewitztheit zum Punkt führen. Beispielsweise gestern beim Spiel der Schweizerin Patty Schnyder gegen die Italienerin Anastasia Grymalska.

"Wir sind schon ein wenig für Schnyder", räumen zwei Damen ein, die keine zwei Meter vom Spielfeld entfernt entspannt an der Bande lehnen. Beide sind Tennisspielerinnen. "Schnyder spielt unglaubliche Stops, sie ist technisch sehr vielseitig", schwärmen sie. Eben nicht nur reine Athletik. Beim Spiel davor habe es "nur gekracht", berichten sie. Da mache das Zuschauen etwas weniger Spaß.

Bei Schnyder gegen Grymalska geht tatsächlich immer wieder ein bewunderndes Raunen durch die Reihen, wenn ein Ball die Gegnerin überrascht, wenn statt einem Kracher die Filzkugel ganz knapp und sanft über das Netz geschaufelt wird und die Gegnerin keine Chance mehr hat, da ranzukommen.

Man muss kein Tennisexperte sein, um das zu genießen. Gut, die Zählweise muss man sich als Anfänger kurz erklären lassen. Den Rest spürt man. Die Faszination, hier live und aus nächster Nähe einen Wettkampf zu erleben, der kann sich wohl kaum jemand entziehen. Die Ruhe beim Aufschlag, das Gefühl, wenn beim Ballwechsel eine Seite langsam die Oberhand gewinnt, die Überraschung, wenn aus fast aussichtsloser Lage dann doch noch ein Siegschuss gelingt. Das pure Staunen, welche Kraft und Kondition die jungen Spielerinnen zeigen.

Überhaupt die Athletinnen. Sie müssen alle ein Anti-Aggressionstraining absolviert haben oder bei buddhistischen Mönchen gelernt haben. Die Entschlossenheit, das Match zu gewinnen, ist ihnen zwar ins Gesicht geschrieben, aber sie flippen auf dem Spielfeld nie aus. Oder höchst selten. Normalerweise werden die Punkte mit stoischer Ruhe quittiert. Beim Seitenwechsel macht man sich respektvoll Platz. Nur ganz zum Schluss des Spiels, als Anastasia Grymalska schon hoffnungslos hinten liegt, als sie merkt, dass sie keine Chance mehr hat, als sie einen eigentlich sicheren Punkt verballert, da schimpft sie dann doch laut und italienisch los. Wahrscheinlich verflucht sie die Auslinie. Wer weiß?

Da runzeln die Zuschauer die Stirn. Die Spielerin fängt sich schnell wieder. Matchball, Sieg für Schnyder. Die Zuschauer applaudieren den beiden, die sich wie alte Freundinnen am Netz die Hand geben. Sportsgeist pur. Ein Besuch dieses Turniers lohnt sich allein schon aus diesem Grund.