Neben dem Schützenhaus ist ein Bogenschützen-Parcours. Foto: Klingler

Verein feiert 500-jähriges Bestehen. Oberschützenmeister: "Sport und nicht Waffenfaszination."

Hechingen - 500 Jahre Bestehen – diesen Meilenstein feiert nun die Hechinger Schützengilde. Neben Feierlichkeiten ist es aber auch Zeit für ein neues Image, so die Überzeugung des Oberschützenmeisters Muzaffer Canga.

"Der sportliche Aspekt soll mehr im Fokus stehen, nicht das alte, angestaubte Image", erklärt Muzaffer Canga. Er ist seit zwei Jahren der Oberschützenmeister der Hechinger Schützengilde. Als Mitglied ist der 51-Jährige schon seit 1999 im Verein. "Ich sehe es als Sport und nicht als Waffenfaszination", erklärt er. Canga gehört der Gruppe der Kugelschützen im Verein an. Diese Gruppe macht zwei Drittel der rund 200 Mitglieder aus. Die zweite, kleinere Gruppe ist die der Bogenschützen. Etwa zehn Prozent der Mitglieder des Vereins sind Frauen.

Der Verein feiert in diesem Jahr bereits 500-jähriges Bestehen. Doch über die Geschichte kann der Oberschützenmeister nicht viel erzählen, er verweist auf Mitglieder, die älter sind und schon länger im Verein. Cangas Augenmerk richtet sich auf die Zukunft, er möchte seine Vorstellungen im Verein einbringen. Er will neben einem neuen Image auch die Anlage sukzessive wieder auf Vordermann bringen und die Jugendarbeit des Vereins intensivieren. Die Mitglieder der Schützengilde sind im Durchschnitt alle 40 aufwärts und der Verein braucht für die Zukunft Nachwuchs. Dies sei bisher allerdings kein Problem, der Verein habe seit Jahren steigende Mitgliederzahlen, so Canga. Eventuell werde der Verein sogar einen Mitgliederstopp verhängen, einfach weil der Platz sonst nicht ausreiche.

Der Oberschützenmeister dieses urschwäbischen Vereins hat türkische Wurzeln, seine Eltern kamen in den 1960er-Jahren zum Arbeiten nach Deutschland. "Zu meinem Erstaunen waren mir gegenüber alle sehr aufgeschlossen", beschreibt Muzaffer Canga die Stimmung im Verein. Seine Vereinskameraden zeigten Interesse an seiner Perspektive auf die Türkei: "Man diskutiert natürlich. Es wird jedoch Woche geschwätzt".

"Ständiger Wettkampf mit sich selbst"

Der Oberschützenmeister beschreibt seine Faszination an dem Sport: "Man ist im ständigen Wettkampf mit sich selbst und anderen. Es ist eine Herausforderung." So gebe es auch eine neue Disziplin, bei der die Kugelschützen nebeneinander stehen und den direkten Wettkampf haben, "Mann gegen Mann", beschreibt es Canga.

Ein bis zwei Mal im Jahr hat der Verein interne Turniere, die Mitglieder nehmen aber auch an externen Meisterschaften teil. "Es wäre wünschenswert, Mitglieder zu haben, die auch bei den deutschen Meisterschaften mitmachen", so Canga.

Die Schützengilde feiert ihr 500-jähriges Bestehen mit einem Festwochenende am Samstag und Sonntag, 15. und 16. Oktober. Am Samstag gibt es einen Stehempfang für Ehrengäste und einen Festabend für die Mitglieder. Am Sonntag lädt der Verein die Hechinger zu einem bunten Familienprogramm ein. Der Sonntag startet um 10.30 Uhr mit einem Frühschoppen-Konzert der Hechinger Lumpenmusik.

Danach wird dann unter anderem Schießen für Jedermann mit Luftgewehr und -pistole, Bogenschießen, Wettkegeln und Ponyreiten für Kinder geboten.

Seite 2: Die ersten Hechinger Gilden

Die älteste Nachricht von dem Bestehen einer Schützenorganisation in Hechingen, die bisher vorliegt, ist in der Urfehde eines Rangendinger Schützen enthalten. Nach diesem Dokument hat ein Peter Saur im Jahre 1535 auf dem "Gesellenschießen derzeit zu Hechingen" einen Unfug angerichtet und wurde dafür eingesperrt.

Ein Gesellenschießen setzt das Bestehen einer Schützenorganisation oder Gilde voraus. In den Ausgabebelegen der herrschaftlich-zollerischen Kassen finden sich dann aus den Jahren 1546 und 1547 zwei Nachweise, nach denen die Hechinger Schützen vom Grafen ein Geldgeschenk "nach altem Brauch und Herkommen" erhalten und dem Hechinger Schützenmeister ein Betrag für ein Schloss, Leim und anderes Material gezahlt haben.

Die Neugründung der Hechinger Schützengilde unter mehr oder weniger bewusster Fortsetzung der alten Tradition erfolgte am 30. Juli 1887. Vom gleichen Tag datieren die neuen Statuten der Gilde. In dem Gründungsprotokoll wird darauf hingewiesen, dass die Freunde des Schießsports das Fehlen eines geeigneten Schießstandes als Mangel empfinden. Am 9. August 1887 erhielt die Schützengilde dann ohne einen Pachtzins von Seiten der bürgerlichen Collegien ein Gelände auf den Steinäckern bei der Friedrichstraße in Hechingen: einen Schießplatz.