Acht Frauen und ein Mann erinnern sich an "Thea", die verstorbene gemeinsame Freundin. Der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor gelang der Theatergruppe "Rolle vorwärts" glänzend. Foto: Ullrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Gelungener Theaterabend der der Hospiz-Arbeitsgemeinschaft mit der Gruppe "Rolle vorwärts"

Von Bernd Ullrich

Hechingen. Auf Einladung der Hospiz-Arbeitsgemeinschaft gastierte am Samstag im Hechinger evangelischen Gemeindehaus die Theatergruppe "Rolle vorwärts" mit dem Stück "Thea".

Dem Ensemble unter Leitung der Theaterpädagogin Lilo Braun, die eigene Erfahrungen beim Entwickeln des Stückes eingebracht hat, gelang der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor. "Wir sind ein schwäbisches Theater, kein Bauerntheater. Aber wir wollen authentisch sein und sprechen daher auch schwäbisch", meinte Regisseurin Lilo Braun zu Beginn der Vorführung, in der Leichtigkeit und Skurrilität, Ernsthaftigkeit und Humor, Freude und Trauer in unaufdringlicher Weise miteinander verquickt waren. Neun in Schwarz gekleidete Personen erscheinen auf der sehr reduziert ausgestatteten Bühne und beginnen nacheinander ihre Gedanken über die verstorbene Thea mitzuteilen und lassen somit beim Betrachter ein Bild der verstorbenen entstehen. Zum Teil widersprüchlich, zum Teil sich ergänzend sind die Angaben der Freundinnen, Bekannten, Verwandten und Kolleginnen von Thea.

Alle erinnern sich an den Anruf von Thea, als sie sagte "Ich habe Krebs". Und deutlich treten dabei Eifersüchteleien zutage. "Warum hat sie mich nicht zuerst angerufen." Und gleichzeitig wird nach Entschuldigungen gesucht, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen, die Gewissensbisse zu minimieren. Fast schon makaber die Schuldvorwürfe Thea gegenüber und doch gleichzeitig so realitätsnah das trotzige Gefühl im Stich gelassen worden zu sein "von einer schönen Blume, die vor der Zeit verwelkte".

Bei der Beerdigung, alle Frauen haben rote Kleider an, denn rot war die Lieblingsfarbe von Thea und symbolisierte hier den Übergang zum Leben, sinnieren die Trauergäste, deren Trauer wiederum in Eifersüchteleien und zudem in persönlichen Problemen und gegenseitigen Abrechnungen unterzugehen droht, über das Leben, den Tod und die Zeit nach dem Ableben. Recht schnell geht man vom gemeinsamen Gebet über zum geselligen Teil der Trauerfeierlichkeit und stellt die Vorstellung vor der eigenen Beerdigung filmreif in den Vordergrund. Das Credo am Schluss: "Das Leben ist eine große Sache die gelebt werden will und soll."

Hatte zu Beginn der Vorstellung Erwin Schäfer vom Caritasverband von der Aufführung des Theaterstückes "Thea" als einem Sahnehäubchen, einem tief berührendem, schwierigem Thema von selbstbewussten Schauspielern in Szene gesetzt, gesprochen, kann dies nur unterstrichen werden. Die Gratwanderung zwischen Weinen und Lachen war absolut gelungen. Dieser Meinung waren auch die Gäste, die einmal mucksmäuschenstill und offensichtlich berührt, dann wieder lachend der Vorstellung folgten.