Haben in einem Jahr sehr viel gelernt: die Mitarbeiter der Firma "Sprüchle." Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekt: Schülerfirma verkaufte selbst gestaltete Kleidungsstücke / Abschließende Besprechung

Bilanzen, Marketingstrategien, Produktentwicklung – für die meisten Schüler ist das allenfalls graue Theorie. Nicht so für zwölf Elftklässler des Gymnasiums Hechingen.

Hechingen. Die Schüler führten ein Jahr lang erfolgreich eine Firma. Eben noch Vollzeitschüler, dann plötzlich Vorstandsvorsitzender: Was klingt wie in einem Film, ist für Johann Becker 2016 Wirklichkeit geworden. Auch einige seiner Mitschüler, die bisher ganz "normal" die Schulbank drückten, bekleideten von einem Tag auf den anderen die Position eines Finanzverwalters oder Designers.

Wie ist so etwas möglich? Sie alle haben nicht etwa die Rollen getauscht, Schule und Geschäftsleben liefen sozusagen parallel – letzteres im Rahmen der Juniorfirma, die die Hechinger Gymnasiasten in ihrem Seminar-Kurs ins Leben gerufen haben.

Ein Jahr lang betätigten sie sich als Unternehmer, schmiedeten einen Businessplan und verständigten sich auf eine Branche. Das Resultat ihrer Beratungen: "Sprüchle" – "die Firma mit Schwobasprüch auf der Kleidung." Oder anders gesagt: Ein kleiner Betrieb, der Regionalität mit Originalität verbindet und dabei auch ökologische Gesichtspunkte nicht aus den Augen verliert.

Wie es ihnen erging, wie die Firma gelaufen ist und was sie dabei nicht zuletzt fürs Leben gelernt haben, berichteten die Mitarbeiter von "Sprüchle" am Donnerstag in der Hauptversammlung. Diese war die letzte ihrer Art, denn mit Abschluss des Schuljahres endet auch das Firmenprojekt. Grund genug, noch einmal auf die Anfänge zurückzublicken.

Die wichtigste Aufgabe zu Beginn? Eine eigene Firmenidentität aufbauen. Damit verbunden war, wie der Vorstandsvorsitzende Johann Becker und Marketingleiter Julius Nowakowski erklärten, in erster Linie die Frage "Was wollen wir herstellen, was erreichen?" Als mögliche Geschäftsideen standen zunächst auch Stehtische, beleuchtbare Wandkarten oder Fahrradlampen im Raum.

Letztere wurden insbesondere von den männlichen Mitarbeitern favorisiert, die dabei den Tübinger Raum im Blick hatten. Diese potenziellen Projekte scheiterten jedoch am Aufwand oder schlicht und einfach an zu hohen Kosten. Am Ende fiel die Entscheidung schließlich auf Textilien; eine Geschäftsidee, mit der sich alle identifizieren konnten.

Es sollten allerdings nicht irgendwelche Shirts und Pullover sein, sondern solche mit schwäbisch-regionalem Touch, was durch die baden-württembergischen Farben im Firmenlogo unterstrichen wurde. "Wichtig war uns auch, dass unsere Textilien einen ökologischen Fußabdruck haben", betonte Julius Nowakowski.

Und nicht zuletzt sollte das Ganze, wie Johann Becker erläuterte, "eine gewisse Handschrift von Jugendlichen" tragen. Gesagt, getan. Nachdem die Designabteilung tätig geworden war, folgte der Einstieg in den Verkauf, der sich letztendlich gut entwickelte.

Natürlich mache man insbesondere am Anfang auch Fehler, erklärten die Mitarbeiter. So tätigten sie etwa im Vorfeld eine zu hohe Warenbestellung und zahlten gemäß ihrem T-Shirt-Spruch "s` Läba isch koi Schlotzer" dafür buchstäblich Lehrgeld.

Aber mit der Zeit kam die Erfahrung und mit ihr das Wissen, wie wichtig etwa eine gute Marketingstrategie ist und dass es ratsam ist, frühzeitig in den Verkauf einzusteigen. Doch was haben die Jugendlichen nun jenseits von Businessplänen und Zahlentabellen fürs Leben gelernt?

Eines zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Interviews mit Philipp Roch, David Barth und Alexandra Riester: Die Tatsache, wie wichtig es ist, im Team zu arbeiten und Kompromisse einzugehen.

Stolz auf seine Schützlinge war auch Lehrer Fabian Welsch, der das Projekt als Beobachter verfolgte. "Ich fand es spannend, wie ihr Ideen entwickelt, verworfen und euch Gedanken gemacht habt. Es ist sehr sehr viel gut gelaufen", lobte er die große Eigeninitiative der Schüler.