Ein 29-Jähriger muss sich derzeit vor dem Landgericht Hechingen verantworten. Foto: Ungureanu

29-Jähriger aus Rangendingen vor Landgericht. Gutachter: Straftaten sind Ergebnis übermäßigen Alkoholkonsums.

Hechingen/Rangendingen - Ein 29-jähriger Rangendinger hat im August vergangenen Jahres im Vollrausch zunächst Gäste in einer Kneipe mit dem Messer bedroht und danach auf dem Heimweg einen jungen Autofahrer angehalten und attackiert. Den Gründen dafür geht das Hechinger Landgericht unter dem Vorsitz von Landgerichts-Vizepräsident Hannes Breucker nach.

Er sei auf dem Rückweg von einem Freund gewesen, als der Angeklagte ihm vors Auto gesprungen sei und ihn zur Vollbremsung gezwungen habe, erklärte der Autofahrer vor Gericht. Danach habe er Mann die Autotür aufgerissen, "und dann hatte ich ziemlich schnell ein Messer an der Kehle". Der Angreifer habe gedroht, seiner Familie etwas anzutun, wenn er ihm nicht zwei Tage später 2500 Euro gebe. "Dich kenn ich ganz genau", habe er seiner Drohung Nachdruck verliehen. Der junge Autofahrer erklärte, große Angst gehabt zu haben. Unvermittelt habe der Angreifer dann von ihm abgelassen und das Weite gesucht. Er selber habe eine Zeitungsausträgerin um Hilfe gebeten und die Polizei gerufen.

Die Zeitungsausträgerin bestätigte vor Gericht, einen Mann die Straße "entlangjoggen" gesehen zu haben. Sie hatte auch ein Auto bemerkt, an dessen offener Fahrertür ein Mann stand. Kurz danach habe ein Autofahrer neben ihr angehalten und um Hilfe gebeten.

Beide Zeugen erkannten den Angeklagten vor Gericht wieder und bestätigten auch, dass dieser zur Tatzeit stark betrunken gewesen sei. Der Autofahrer erklärte, er habe den Überfall trotz seiner Todesangst in der Tatnacht "gut weggesteckt."

Die Kriminalbeamtin, die den Rangendinger nach dessen Festnahme auf dem Polizeirevier Hechingen vernommen hat, schilderte ihn als "innerlich aggressiv". Später sei er zugänglich geworden, habe erklärt, er wisse nichts mehr und über sich selber den Kopf geschüttelt. Er habe auch zugegeben, nach Alkoholgenuss aggressiv zu reagieren.

Ein Polizeibeamter und ein Polizeipraktikant schilderten die Festnahme vor dem Wohnhaus des Angeklagten. Demnach sei der Mann im dunklen Hof auf sie zugekommen, sie hätten sich bedroht gefühlt und der Beamte setzte daraufhin Pfefferspray ein, da er den Angeklagten von früheren Fällen als "jugendlichen Intensivtäter" kannte und als gewaltbereit einstufte. Auf der Fahrt zum Polizeirevier habe der Festgenommene ständig die Polizisten beleidigt und bespuckt, zwischendurch aber auch geweint.

Was trieb nun den jungen Arbeiter, der sich in den vergangenen Jahren nichts zuschulden kommen ließ, zu diesen Aktionen? Gerichtspsychiater Peter Winckler schilderte ihn als still, verschlossen und kontaktarm, eine psychotische Persönlichkeitsstörung liege jedoch nicht vor.

Im Untersuchungsgespräch habe er sich seiner Taten geschämt. Diese führt der Gutachter ganz klar auf den hohen Alkoholkonsum und, auch auf Cannabisrauchen zurück. In der Tatnacht habe er die "klassischen Ausfallerscheinungen eines stark Betrunkenen" gezeigt. Sein Verhalten besonders beim Überfall auf das Auto sei "bizarr" gewesen.

Trotzdem stellt der Gutachter dem jungen Rangendinger eine günstige Prognose. Er habe seit zehn Jahren die gleiche Arbeitsstelle, lebe in einem geordneten Umfeld und habe sich seit Jahren nichts zuschulden kommen lassen. Allerdings müsse er künftig ganz von Alkohol und Suchtmitteln lassen und sich in eine ambulante Suchttherapie begeben. "Das ist Ihre Bringschuld an die Gesellschaft", wandte er sich an den Angeklagten. Dies sollte durch regelmäßige Kontrollen und Drogenscreenings überwacht werden. Dem stimmte der Angeklagte zu.

Das Urteil wird am 21. November verkündet.