Bei "Musik in der Villa" kamen am Wochenende die Besucher zu einem besonderen Hörgenuss. Foto: Beier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: "Musik in der Villa" begeistert die Zuhörer / Instrumente wie in der Barockzeit

Hechingen  (wb). Der Klang vergangener Jahrhunderte zog in einen magischen Bann: Das neueste Konzert der Reihe "Musik in der Villa" mit Carsten Lorenz und den Geschwistern Vera und Patrizia Bieber sorgte am Samstag für Begeisterung.

"Frischer und lebendiger kann Alte Musik nicht sein". Diese Worte Christoph Schanzes vom Kulturverein bei der Gästebegrüßung sagten eigentlich schon alles über das Konzert, bei dem es ein Wiedersehen mit Carsten Lorenz gab, ein Cembalist erster Güte und ausgewiesener Kenner Alter Musik. Gemeinsam mit den Bieber-Schwestern boten die drei Musiker unter dem Titel "Musikalische Blumenspaliere – Ranken um die Idee der Komposition" ein moderiertes Konzert, dass noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Allein schon wegen der historischen Aufführungspraxis auf Nachbauten von Instrumenten aus der Barockzeit, deren Klang ungemein authentisch daher kam. In einer Spielweise, die sich an ehemals alt Bewährtem orientierte und fachkundig erklärt wurde. Und zwar wechselweise von allen Dreien. Letzten Endes war es ein der reinste Ohrenschmaus – und eine Augenweide obendrein.

Wenn es um die Gewandtheit der größten Teils auswendig spielenden jungen Musikerinnen und dem gestandenen Cembalisten und Hochschullehrer Lorenz ging – das war die reinste Entführung. Nicht aus dem (mozart’schen) Serail, aber bestimmt aus dem 21. Jahrhundert zurück in die Entstehungszeit der aufgeführten Werke von Händel, Vivaldi, Telemann und einigen weitestgehend vergessenen Komponisten wie Uccellini oder Heinrich Biber. Schon der Auftakt mit einer elegisch anmutenden Melodie und anschließendem schnellen Stück in Tanzliedmanier von einem Anonymus, das Vera Bieber á cappella auf der warm-weich klingenden Blockflöte vom geöffneten Fenster in die Rotunde hinein spielte, wirkte überwältigend.

Mindestens genau so gefielen die Ausführungen auf verschiedenen Blockflöten und der Barockvioline mit Patrizia Biber, die ihre Schwester auch zweimal am Cembalo begleitete. Hinzu kamen die Duo-Darbietungen Patrizias mit Carsten Lorenz am Cembalo, dessen Solobeiträge sowie die Trio-Darbietungen. Als komplexes Regelwerk in mehrstimmiger Fugenthematik auf dem Cembalo gefiel die typisch barocke Passacaglia aus "Apparatus Musico-Organisticus" von Georg Muffat.

Ein weiteres Virtuosenstück par excellence war das "Violino Solo" aus einer Sonate Bibers. Aber auch die viersätzige Triosonate in g-moll von Telemann, die durch die Interpretation der drei Musiker geadelt wurde. Das war Balsam für die Ohren – mit dem Potential, die Zeitwahrnehmung außer Kraft zu setzen.