Bei den Landfrauen drehte sich alles um die Entwicklung der Pferdezucht. Foto: Landfrauen Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Landfrauen erfahren alles über das Landgestüt und die Ursprünge der Pferdezucht / Gerichtsakten als Nachweis

Die stellvertretende Gestütsleiterin des Haupt- und Landgestüts Marbach, Carolin Eiberger, war bei den Landfrauen in Hechingen zu Gast. Sie berichtete, woher man weiß, wie alt das Gestüt ist und wie sich die Pferdezucht über die Jahre entwickelte.

Hechingen. In alten Gerichtsakten, aus dem Jahr 1574, steht, dass in einem Verhör, ein des Aufruhrs verdächtigter Knecht angibt, zur fraglichen Zeit auf dem Weg zum "Gestüt seines Herren in Marbach an der Lauter" gewesen zu sein, erzählte Carolin Eiberger bei ihrem Vortrag.

So hat das Haupt- und Landgestüt 2014 sein 500jähriges Bestehen gefeiert. Es ist das älteste, staatliche Gestüt Deutschlands. In ihrem Vortrag berichtete Eiberger über die Bedeutung der Pferde über Jahrhunderte hinweg, für die Landwirtschaft, das Transportwesen, das Militär und nicht zuletzt für die Hofhaltung der Fürsten.

Der 30-jährige Krieg hat der Zucht in Marbach furchtbar zugesetzt. Teile der Gestütsanlagen wurden zerstört. Pferde waren wertvolle Beute, wurden in Kämpfen getötet und aus Hunger geschlachtet. Am Ende des Krieges gab es kaum noch Pferde oder Ochsen.

Die Felder mussten mit Kühen oder, ohne tierische Hilfe, von den Menschen selbst bewirtschaftet werden. Einen Aufschwung gab es im 18. Jahrhundert durch Herzog Carl Eugen (1728-1793). Er brauchte prachtvolle Pferde als Zugtiere für Kutschen, als Reit- und Jagdpferde.

Einen weiteren Durchbruch erreichte der "Bauernkönig", König Wilhelm I. (1781-1864). Er erließ die erste württembergische Gestütsordnung. Die Zucht wurde geregelt mit drei Klassen von Pferden: für die Landwirtschaft, Zugtiere und für repräsentative Pferde. König Wilhelm gründete, nach Hungerjahren, auch das Landwirtschaftliche Hauptfest zur Förderung der Landwirtschaft.

Nach 1945 erwartete man einen größeren Bedarf an Pferden für die Landwirtschaft. Dies führte zu einer Überproduktion. Der Einsatz von Maschinen in der Landwirtschaft machte sich schneller bemerkbar, als gedacht. Die Anzahl der Pferde ging in den 1950er bis 1960er Jahren immer weiter zurück.

Die Zucht in Marbach musste völlig neu ausgerichtet werden. Das Ziel war nun, ein modernes, vielseitiges Pferd für Sport und Freizeit zu züchten. Auch erweiterten sich die Aufgaben des Gestüts: Neben der eigentlichen Pferdezucht wurden die Leistungsprüfungen der Pferde sowie die Ausbildung von Reitern, Gespannfahrern und Pferden immer wichtiger.

Zwischenzeitlich wurden in Marbach auch Schweine, Rinder und Schafe gehalten. An das erinnert nur noch die Prüfstadion für Schafböcke. Am Hauptgestüt werden in Marbach das Deutsche Sportpferd, Altwürttemberger, Araber und das Schwarzwälder Kaltblut gezüchtet. Am Landgestüt werden Hengste gezüchtet, die Stuten von privaten Haltern besamen.

Jedes Jahr werden im Gestüt mehrere junge Menschen zu Pferdewirten ausgebildet – aber nur wenige übernommen. Trotzdem hat die Ausbildung einen guten Ruf. Immer wieder gewinnen die Auszubildenden Preise.