Bürgermeisterin muss beim Rathaussturm Schlüssel abgeben. Zollerhexen lassen Täuflinge traditionell über Feuer hüpfen.
Hechingen - Jetzt hat es sogar den Hechinger Alten zu viele Frauen im Rathaus. Sie forderten gestern eine Männerquote, sonst sei der Erste Beigeordnete Philipp Hahn bald der einzige Gockl dort.
Mit dem Rathaussturm geht die Fasnet in Hechingen wirklich los, das ist unüberhörbar . Gugguba, Hudelgaibätscher und Lumpenmusik legten kräftig los, eine bunte Mischung aus allen Hechinger Maskengruppen zog auf dem Rathausplatz auf, und die Alten nutzten diese Übermacht, um die »Schultesse« Dorothea Bachmann aus ihrem Büro zu zerren.
Um den klassischen Klaps auf den Po mit dem Butzenklatscher kam Bachmann zwar nicht herum, dieses Jahr führte allerdings die Oberalte Carola Kunz den Streich. »Wir brauchet sie ja no a Weile«, begründete sie die Schonbehandlung.
Auch in ihrer Rede versetzte die Oberalte dem abgesetzten Stadtoberhaupt nur leichte Sticheleien. Dass der Obertorplatz Hechingen Stuttgart 21 werde, habe sie schon im Vorjahr prophezeit, erklärte sie, und die Bürgermeisterin neige weiterhin zu Großprojekten. Stichwort: Seilbahn. Das Rathaus selber gehe unterdessen immer mehr in Frauenhand über, jetzt komme bald noch eine Stadtbaumeisterin. »Im Große und Ganze goht’s uns aber gar it schlecht«, schloss sie ihre Rede.
Zollernhexen lassen Täuflinge über Feuer hüpfen
Dorothea Bachmann dagegen teilte kräftig aus und drohte eine Erhöhung der Vergnügungssteuer an. »Fünfhundert Prozent, die schlaget mir druff«, dann seien die Alten schnell pleite. Geld könnten sie bei der Stadt verdienen als Kindergärtnerinnen oder Putzfrauen im Hallenbad. Die dadurch sprudelnden Steuermillionen seien schon verplant. Sie werde »damit in jede Bauluck an Damenoberbekleidungstempel neidrucka«, und mit den Alten in einen Kaufrausch verfallen. Gegen die Machtübernahme hatte sie nichts einzuwenden, aber sie erinnerte daran, dass hiermit »ein Denkmal nach Paragraph zwei« besetzt werde.
Anschließend ließen die Zollerhexen traditionell ihre Täuflinge über ein Feuer hüpfen, die Fasnetkapellen legten sich ins Zeug und machten sich schonmal warm für einen »Auseliga«, der sich bis in den frühen Morgen hinzog.