Wenn er im Sommer als Leiter der Jugendmusikschule in den Ruhestand geht, bleibt von Jean Lopez-Diaz sicher mehr als nur das renovierte Spittelgebäude, in dem die Einrichtung nun bestens untergebracht ist. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Jean Lopez-Diaz gibt in einem halben Jahr das Amt als Leiter der Jugendmusikschule auf

Von Klaus Stopper

Hechingen. Ein halbes Jahr noch, dann hat Jean Lopez-Diaz endgültig frei. Der Chef der Jugendmusikschule sieht zwar fit aus, trotzdem wird er 65 und geht dann in Rente. Wenn man sagt, dass mit ihm eine Musikschul-Ära zu Ende geht, ist dies keine übertriebene Formulierung.

1986 kam er nach Hechingen, und hier fand er eine Entwicklung vor, die damals deutschlandweit typisch war. In den Jahrzehnten zuvor hatten die Musikkapellen ihren Nachwuchs in Eigenregie ausgebildet. Ältere Musiker drückten einem ein Instrument in die Hand, im Wohnzimmer zuhause wurden erste Töne geblasen.

In Hechingen hatte 1986 die Musikschule zwar bereits die Bläserschule der Stadtkapelle abgelöst, aber der Weg zur heutigen Musikschulstruktur war lang und steinig.

Das fängt schon mit der Ausdehnung an. Damals war die Jugendmusikschule eine reine Hechinger Angelegenheit. Als aber immer mehr Kinder aus Nachbarorten in den Unterricht strömten, mussten sich auch die Gemeinden am Aufwand beteiligen. Heute sind Haigerloch, Rangendingen, Jungingen, Grosselfingen und Bisingen mit im Boot. "Sechs Bürgermeister, die alle überzeugt werden wollen, dass das Geld der Gemeinde hier gut angelegt ist", erklärt Lopez-Diaz.

Auch mit ihren Angeboten hat sich die Jugendmusikschule in den vergangenen 30 Jahren stark an gesellschaftliche Entwicklungen anpassen müssen. Die Schule nimmt heute einen größeren Platz ein, so muss der Unterricht immer flexibler werden. Auch beim Geld schauen die Eltern genauer hin. Ein ausgefeiltes Gebührensystem, "bei dem man wirklich nur den Unterricht zahlt, den man auch erhalten hat", trägt dazu bei.

Und während Musiker früher nur in der Jugend Unterricht nahmen und dann den Rest ihres Lebens davon zehrten, melden sich heute immer mehr Erwachsene zum Unterricht an. Teilweise sind es sehr gute Musiker aus den bekanntermaßen ohnehin technisch gut ausgebildeten Kapellen der Region.

Manchmal sind es einfach auch nur Leute, die am Ende der Schulzeit den Faden zur Musik und zu ihrem Instrument verloren haben. Die in ihrer Sturm- und Drangzeit nicht mehr übten, als junge Erwachsene dann aber doch noch Lust verspüren, ihre Musikkünste fortzuentwickeln. "Diese Leute haben natürlich berufsbedingt nicht immer Zeit, oft nehmen sie nur alle paar Wochen Unterricht", erklärt Lopez-Diaz. Für sie gebe es nun ebenfalls spezielle Angebote in der Musikschule.

Der sichtbarste Fortschritt aus der Ära Lopez-Diaz wird aber sicher das Musikschul-Gebäude bleiben. Denn als er nach Hechingen kam, war das Spittel fast eine Ruine, heute ist es komplett saniert und ein Schmuckstück. Aber wichtiger als das Gebäude ist dem Musikschulleiter das, was dort geschaffen wurde. "Wenn ich hier in den Jahreskonzerten Musiker sehe, die bei uns ausgebildet wurden, macht mich das stolz", erklärt er. Und wenn er Profimusiker sieht, die in Hechingen ihre ersten Schritte machten, dann ebenfalls.

Trotz aller Begeisterung für die Musikpädagogik wird Lopez-Diaz nach der Pensionierung erst mal komplett abtauchen. Kein Unterricht nebenher, kein Fortführen anderer kleiner Ämter. "Die Zeit war toll, aber ich war auch unglaublich eingespannt, immer verplant", erklärt er. Als Rentner will er erst mal schauen, was kommt. Immerhin ist er auch Gleitschirmflieger und begeisterter Segler.