Nach dem Mordanschlag in Hechingen untersuchte auch ein Spurensicherungsteam der Kriminalpolizei genauestens die gesamte Umgebung des Tatorts. Foto: Dick

Rottweiler Sonderkommission intensiv mit Hechinger Fall befasst. Ermittlung ist "enorme Fleißarbeit".

Hechingen - Eine Stunde nach den tödlichen Schüssen wimmelte es am Donnerstag am Tatort in Hechingen von Polizisten, nicht einmal 20 Stunden später hatte die Kripo den mutmaßlichen Täter verhaftet. Ergebnis konzentrierter Arbeit von 40 Kripobeamten.

Noch am Tatabend war klar, dass die zuständige Kriminalpolizeidirektion in Rottweil eine Sonderkommission einrichten wird. Die zuständigen Inspektion besteht normalerweise aus zehn bis 15 Ermittlungsbeamten für Kriminalfälle. "Bei Fällen wie dem in Hechingen reicht das bei weitem nicht aus", erklärt Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums in Tuttlingen, denn "da muss man relativ schnell mit vielen Leuten ermitteln". Das sei eben nicht so, wie man das aus Tatort-Folgen im Fernsehen kenne. "Zwei Ermittler, zwei Spurensicherer, das geht in der Realität nicht". Was die Polizei hier leiste, "ist von großem kriminalistischen Wissen geprägt und eine enorme Fleißarbeit".

"Wir dürfen hier nicht spekulieren"

Spuren sichern, Informationen sammeln, und vor allem Zeugen befragen, bevor sich diese mit anderen absprechen können, darauf komme es an, sagt Aschenbrenner . Dass Zeugen nicht beeinflusst werden sollen, ist übrigens auch der Grund, weshalb bislang so wenig Informationen über den Tatablauf veröffentlicht werden.

Dazu kommt: "Wir dürfen hier nicht spekulieren", betont Oberstaatsanwalt Jens Gruhl. Wenn man jemanden als Täter kenntlich mache, gefährde man möglicherweise sein Umfeld durch Racheakte, zumindest aber durch Anfeindungen. "Es gibt sehr viel, was man hier sehr sorgfältig abwägen muss." Dabei werde auch versucht, auf die Familie des Opfers Rücksicht zu nehmen. Er wisse schon, dass eine offizielle Bestätigung, dass der erschossene junge Mann ein Zufallsopfer war, vor Ort sehnsüchtig erwartet werde, "aber wir müssen in unseren Aussagen Sicherheit haben, und so weit sind wir noch nicht", sagt Gruhl. Dass Spekulationen über Täter und Tatablauf wild im Internet kursieren, teilweise mit Fehlinformationen, ist ihm bewusst. "Darauf haben wir nicht viel Einfluss", sagt er.

Wichtig für die Angehörigen, aber wohl auch für ganz Hechingen war, dass nach den Schüssen relativ schnell die mutmaßlichen Täter verhaftet wurden. Das war wohl das Ergebnis der umfassenden und schnellen Befragungen von Zeugen direkt nach der Tat durch zahlreiche Kripo-Beamte, die bald einen Ansatzpunkt für eine Fahndung hatten.

Auch die Ergebnisse der Spurensicherung sind stets sehr wichtig. Ihre Ergebnisse sind nicht subjektiv geprägt. Mit ihnen kann überprüft werden, ob das, was Zeugen aussagten, mit der Realität übereinstimmt. Die Befragung der Männer, die als Täter verdächtigt werden, ist ebenfalls Sache von spezialisierten Kripo-Beamten. Auch der zuständige Staatsanwalt kann sich hier jederzeit einschalten.

Teil des Ermittlungsablaufs ist auch die Pressestelle der Polizei. "Einerseits dürfen wir nichts verraten, was Ermittlungen erschweren würde, aber wir wissen auch, dass die Öffentlichkeit durch Verbrechen beunruhigt wird, und dass wir hier ebenfalls eine Verpflichtung haben", sagt Michael Aschenbrenner. Er versichert: "Sobald wir sichere Erkenntnisse haben, die man veröffentlichen kann, werden sie veröffentlicht."