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Die Schüler diskutieren über Fitness vor der Schule und soziale Netzwerke

"Die Leute streiten im Allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können", soll der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton einst gesagt haben. Am Hechinger Gymnasium hingegen lernen Schüler, gute Debatten zu führen.

Hechingen. Noch ein kurzer Blick in die Notizen, das Namensschild zurechtrücken und aufrecht hinsetzen. Denn auch auf die Körperhaltung hat die Jury ein Auge. Dann erklingt die Glocke und es geht los.

Hierbei handelt es sich weniger um einen knallharten Wettkampf als um etwas, das heutzutage immer mehr verloren zu gehen scheint: Das sachliche Argumentieren und Diskutieren. Am Gymnasium in Hechingen ist die Teilnahme am Wettbewerb "Jugend debattiert" fest im Curriculum der achten Klasse verankert. Nach vielen Übungsstunden und klasseninternen Wettbewerben stand nun der Schulwettbewerb an. In vier Klassenzimmern diskutierten parallel jeweils vier Schüler; zwei auf der "Pro"-, zwei auf der "Contra"-Seite.

Die Jury – bestehend aus einer Lehrkraft, zwei Schülern und einem Zeitnehmer – nahm die Debattanten dabei genau in Augenschein. Sachkenntnis, Ausdrucksfähigkeit, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft waren die vier Kriterien. Außerdem blieb den Schülern nicht viel Zeit: Zwei Minuten waren für die Eröffnungsrede vorgesehen, zwölf Minuten durfte frei argumentiert werden, die Zusammenfassung der Argumente durfte nicht länger als eine Minute dauern.

Sport vor dem Unterricht ist nicht jedermanns Sache

Die erste Debatte drehte sich um Sport – genauer gesagt um die Frage, ob jeder Schultag mit einer Stunde Fitness beginnen sollte.

Man sei dann wacher und auf Dauer werde man sportlicher und ausdauernder, argumentierte zunächst die Pro-Seite. Man solle "leichten" Sport machen, sodass man sich dafür nicht unbedingt umziehen muss. Aber die Contra-Seite zeigt schnell auf, dass das doch nicht so einfach ist.

Beispielsweise sehen die Schüler ein Platzproblem. In welchen Räumen sollte dieser zusätzliche Sportunterricht stattfinden? Und wo sollen sich alle Schüler umziehen? Der Vorschlag der Pro-Seite, in den benachbarten Park auszuweichen, funktioniert aufgrund der verschiedenen Witterungsverhältnisse nur bedingt.

Ziemlich schnell erklingt dann auch schon wieder die mit "Jugend debattiert" versehene Glocke und die Zeit der freien Aussprache ist vorbei. Mit dieser ersten Debatte ist die Jury eher weniger zufrieden. Tatsächlich hielten sich die Schüler recht lang mit eher nebensächlichen Argumenten auf, wie dass häufigeres Duschen aufgrund des Trainings Haut und Haare schädige und mehr Wasser verbrauche. Offensichtlichere Aspekte, wie dass Schüler schwänzen würden, wurden eher kurz behandelt.

Um ein Thema, dass in Zeiten von "Fake News" aktueller ist denn je, ging es dann in der zweiten Runde der Debatten. Die Schüler brachten ihre Argumente vor, warum – oder warum nicht – für soziale Medien eine Klarnamenpflicht eingeführt werden sollte. Dafür spreche, dass man so die genannten "Fake News" unterbinden könne, da die Täter erkennbar seien, andererseits könnten Internetversierte ein Pseudonym-Verbot sicher leicht umgehen. Dadurch, dass sich das Gespräch nicht lange um einen Punkt drehte, kam die Debatte bei der Jury gut an. Zum Abschluss des Wettbewerbs blieb es spannend, bis schließlich die Teilnehmerurkunden verteilt wurden. Auf die Plätze eins bis drei schafften es Martina Jungmann, Anna Conzelmann und Hanna Huber, die nun am Regionalverbundswettbewerb teilnehmen dürfen.