Am Samstag schlüpft Stadtführerin Ursula Stobitzer in das Kostüm einer Alten und lädt zum historischen Rundgang in Sachen "Wirtschaften". Foto: Jauch Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Mit Ursula Stobitzer geht es am Samstag auf eine ganz besondere Stadtführung

Eine Stadtführung der besonderen Art findet am kommenden Samstag in Hechingen statt: Mit einer "Alten", der traditionellen Hechinger Fasnachtsfigur, geht es von der Unter- in die Oberstadt, und zwar von Wirtschaft zu Wirtschaft.

Hechingen. Allerdings lädt Stadtführerin Ursula Stobitzer nicht alle paar Schritte zum Umtrunk ein, sondern sie erzählt Geschichten und erläutert die Geschichte der Gastwirtschaften. Die Führung am Samstag, 11. Februar, beginnt um 14 Uhr vor der ehemaligen Gaststätte Glamser/Landesbahnhof, Bahnhofstraße 13, und dauert rund zwei Stunden. Veranstalter ist das städtische Bürger- und Tourismusbüro.

Hechingen hatte früher eine große Anzahl von Gastwirtschaften, Hotels und Bier- und Weinstuben. An einer Fernverkehrsstraße, der Schweizer Straße, und am Kreuzungspunkt zweier Bahnlinien gelegen, war der Bedarf nach Speis und Trank sowie einem Nachtlager groß.

"Weibspersonen" durften nur am Auseligen in die Kneipe

Aber auch die Hechinger kehrten gerne ein. Den "anständigen Weibspersonen" war es allerdings nur einmal im Jahr, nämlich am "Auseligen" während der Fasnacht, möglich, unbeschwert durch die Kneipen zu ziehen.

Wie es vom "Schnurren" und "Aufsagen" zu dem Altentreiben am Auseligen in den hohenzollerischen Landen kam, wird Thema der Führung sein. Vor allem aber weiß Stadtführerin und Alte Ursula Stobitzer viele Geschichten zu erzählen: Wo war der Stammtisch der Honorationen? Wo trafen sich die Sozialdemokraten? Wo stellten die Viehhändler ihr Vieh bis zum Verkauf desselben ein? Wo wurde ein Gerichtsurteil oder ein Notariatseintrag begossen? Wo feierten die Tübinger Studenten bei ihren Ausflügen nach Hechingen?

Und für die Teilnehmer, die während der Führung Durst und Appetit bekommen haben, hat die Stadtführerin ebenfalls gesorgt: obwohl sonst am Samstag geschlossen ist, öffnen die Wirtinnen des Fecker ihre kleine Hechinger Traditionsgaststätte für die Führungsteilnehmer.

Rund ein Dutzend Hechingerinnen und Hechinger betätigen sich als Stadtführer. Für Busgruppen, für Gäste aus den Partnerstädten und auch im Rahmen der öffentlichen Führung. Am Samstag schlüpft Stadtführerin Ursula Stobitzer in das Kostüm einer Alten und lädt zum historischen Rundgang in Sachen Wirtschaften ein.

Die Frage, wie sie überhaupt zur Stadtführerin wurde, beantwortet Stobitzer so: "Was, du gehsch zu de Preußa!?", habe ihre Oma gesagt auf Stobitzers Ankündigung, dass sie ihre erste Stelle als Lehrerin in Hechingen antreten würde. Dieser Ausspruch habe sie neugierig auf die Geschichte der Zoller’schen Grafen und Fürsten und deren Residenz gemacht.

Seit 1965 lebt Ursula Stobitzer in Hechingen mit ihrer Familie. Seit beinahe 50 Jahren ist sie Mitglied im Hohenzollerischen Geschichtsverein. Vor 15 Jahren entschloss sie sich dann, an der Ausbildung für Stadtführer in Hechingen teilzunehmen. "Immer bin ich bestrebt, die Hechinger Geschichte in den zeitlichen Rahmen des Weltgeschehens einzubinden: Jüdisches Leben, die Renaissancezeit in allen Facetten, klösterliches Leben, höfisches Leben in der Residenzstadt: Die Hechinger Geschichte ist immer sehr spannend!", sagt Stobitzer.