Der Kappenabend der Original Hechinger Lumpenmusik bietet "altschwäbische" Gemütlichkeit

Von Klaus Stopper

Hechingen. Wäre die "altschwäbische" Fasnet eine Religion, das hier wäre ihr würdiger Gottesdienst. Der Kappenabend der Original Hechinger Lumpenmusik im Gasthaus Fecker am Freitagabend war eine feine und kunstvolle Veranstaltung.

Die Hechinger Traditionswirtschaft war angenehm voll, aber nicht übervoll, so dass die Besucher noch gemütlich Wurstsalat oder Bratwurst verspeisen konnten. Und es konnte leicht sein, dass direkt neben einem speisenden Gast ein Musiker gemütvoll die Posaune blies, denn die Lumpenkapelle hatte sich ganz einfach über das ganze Lokal ausgebreitet. Da stimmten dann wegen fehlender Sichtverbindungen vielleicht nicht alle Einsätze optimal, dafür entstand ein Rundumsound, den keine Stereoanlage liefern kann.

"Wir genießen es, hier einfach mal eine Gaststättenfasnet zu feiern, wie das früher überall in Schwaben üblich war", erklärt Manfred König, ein Urgestein der Hechinger Lumpenmusik. Bälle und große Feste habe es anderswo gegeben, in einer kleinen Stadt wie Hechingen dagegen habe man sich in Wirtschaften getroffen, gemeinsam gesungen, musiziert, lustige Gedichte vorgetragen. König und seine Musikerkollegen haben irgendwann festgestellt, dass das genau die Art zu feiern ist, die sie mögen. Dass die Fasnet mittlerweile immer mehr zum Partyevent wird, bedauern sie etwas, anpassen werden sie sich daran nicht.

Ihre Art zu feiern ist genau das, weshalb sich die Gäste an diesem Abend im Fecker versammelt haben. Sie wollen ein bissle mitsingen, ein bissle schunkeln, ein bissle "schwätze mitanand". Alle freuen sich darauf. Beispielsweise die "Konfettis", eine freie Narrengruppe, die auch regelmäßig beim Umzug mitläuft. In diesem Jahr sind sie Chinesen. Einheitlicher Look, geschmackvoll, stilsicher zusammengestellt. Alle Achtung.

Wie lange sind sie schon eine Fasnetgruppe? Da bricht erstmal eine Diskussion aus. 15 Jahre, "hanoi" ruft es da, "viel länger". 25 Jahre. Hm, nachdenken, dann einigen sie sich drauf, dass sie etwa 25 Jahre als Gruppe gemeinsam auf die Fasnet gehen, 15 Jahre am Umzug mitlaufen. "Morga simmer beim Preisball", erzählen sie. Aber wie sie so einträchtig in einheitlicher Tracht am Tisch sitzen, gepflegt ihre Bierchen trinken, könnte man auf die Idee kommen, dass sie nirgends so gut hinpassen wie in das Fecker an diesem Abend.

Die Lumpenmusik greift wieder zu den Instrumenten und stimmt ein Liedle an. Zwischendrin setzen sie die Instrumente ab, dann singt die ganze Wirtschaft. Nur Manfred König bläst weiterhin auf der Tuba die Begleitung. "Das ist wichtig, weil sonst wechseln die im Lied die Tonart und den Takt", erklärt er. Wobei, so schlimm wäre das wohl auch nicht.