Nach diesem Plan wird das sechsgeschössige Holzhaus gebaut. Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerkskunst: Hechinger Zimmermann dringt mit großem Holzgebäude in neue Dimensionen vor

Es ist buchstäblich ein Höhepunkt seiner bisherigen Arbeit als selbstständiger Zimmermeister, was Michael Tietz aus Hechingen derzeit in Tübingen aufbaut. Ein sechs Stockwerke hohes Holzgebäude. "Das war auch Neuland für mich", sagt er.

Hechingen. Ein drei Stockwerke hohes Holzhaus hat er bereits im Jahr 2000 gebaut, aber diesmal geht es doppelt so hoch hinaus. Dieser Auftrag ist was besonderes. Ein "Sechsgeschosser" in Holzbauweise, das gibt es nicht so oft. "Da werde ich jetzt oft von Kollegen darauf angesprochen", erzählt Michael Tietz. Er ist schon stolz darauf, dass er diesen Auftrag erhalten hat.

Ein- oder zweistöckige Holzhäuser, das ist natürlich Standard für ein Holzbau-Unternehmen. Solche Häuser werden oft gebaut. Sympathischer Werkstoff, gute Wärmedämmung, geringes Gewicht – Holz hat viele Vorteile. Aber wenn es höher hinaus gehen sollte, wurde bislang eher auf Ziegel, Beton oder Stahl zurückgegriffen. Holz arbeitet, bei erhöhter Luftfeuchtigkeit dehnt es sich aus. Je größer ein Gebäude, desto stärker macht sich dieser Aspekt bemerkbar.

Bis vor etwa zehn Jahre war das ein Problem. Dann hatten einige Bautechnik-Professoren pfiffige Ideen, beschäftigten sich intensiv mit Probleme, die bei hohen Holzgebäuden entstehen. Und sie fanden Lösungen. Mittlerweile gibt es schon mehrere achtgeschossige Holzgebäude.

"Ich habe mich natürlich bei anderen Zimmerleuten erkundigt, die da Erfahrungen haben", erzählt Michael Tietz. Trotz Wettbewerb zwischen den Betrieben gebe es unter Kollegen eine tolle Solidarität. Am Ende haben ja alle Zimmereibetriebe was davon, wenn künftig mehr und höhere Holzhäuser gebaut werden.

Die Grundtechnik eines "Sechsgeschossers" ähnelt durchaus der für ein Einfamilienhaus. Jede Etage wird in so genannter Holz-Ständer-Bauweise für sich gebaut. Dazu werden große Wandelemente in der Werkhalle im Rohbau fertigmontiert und vor Ort dann mit dem Kran zusammengefügt. Wenn alles zusammenpasst, geht das ruckzuck.

Dazu kommen noch 35 Tonnen Stahlträger

"Das war auch für den Bauherren ein Argument für die Holzbauweise", erklärt Michael Tietz. Der Bau soll schnell gehen, schon im Sommer will der Auftraggeber einziehen. Der verwendete Werkstoff ist auch unter ökologischen Gesichtspunkten hervorragend. Das Fichtenholz ist unbehandelt, beplankt werden die Ständer mit Gips-Faserplatten, die zudem eine hohe Brandfestigkeit aufweisen. 90 Minuten sollen sie einem Feuer standhalten können. Die Böden sind aus dickem Brettsperrholz.

Das Gebäude mit seinen 1200 Quadratmeter Außenfläche und 1400 Quadratmeter Deckenfläche ist allerdings nicht komplett aus Holz. Der Fahrstuhlschacht und ein weiteres, kleines Wandelement sind klassisch aus Beton.

Dazu kommen noch 35 Tonnen Stahlträger, weil auf den einzelnen Etagen auf Zwischenwände verzichtet werden soll. Auch die Außenfassade wird aus wetterfestem Material sein. Der Rest: 320 Kubikmeter Holz, zusammengefügt in einem ausgeklügelten System.