Die idyllische Terrassen-Stimmung trügt: Die Anwohner, die am Sonntag die Bürgerinitiative gegen die aktuellen Mensa-Pläne gegründet haben, waren in kämpferischer Stimmung. Foto: Stopper

"Tobelrebellen" wollen gegen Standort "Am Schloßberg" kämpfen. Gemeinderat Beck steht zu Entscheidung.

Hechingen - Droht jetzt "Hechingen 21"? Am Sonntag hat sich die Bürgerinitiative "Tobelrebellen" gegründet, die mit allen Mitteln gegen den geplanten Mensa-Standort am Sträßchen "Am Schloßberg" kämpfen will.

Im Garten von Ralf Adler versammelten sich 16 Personen, überwiegend Bewohner des kleinen Wohngebiets, in dem die Stadt auf Beschluss des Gemeinderats nun ein Privatgrundstück samt Haus kaufen will, um darauf die Mensa zu bauen. Sie sind wütend auf die Gemeinderäte, die ihnen eine Mensa "direkt an den Gartenzaun" bauen wollen, obwohl es eine Alternative gegeben hat. Und sie sind zu allem bereit.

Per Anwalt auf juristischem Weg den geplanten Baubeschluss zu Fall bringen, das ist nur eine von mehreren Plänen der Gruppe. Sie wollen auch kräftig öffentlichen Druck aufbauen. Banner, die an der Straße aufgehängt werden sollen, sind in Arbeit, eine Homepage entsteht, auf der Argumente gesammelt werden, und sogar Aktionen zivilen Ungehorsams werden nicht ausgeschlossen.

Ob das Vorhaben per Gericht zu stoppen wäre, ist schwer zu sagen. Grundsätzlich ist eine Klage erst möglich, wenn die Stadt für die Mensa ein Baugesuch einreichen würde. Nach derzeitigem Zeitplan soll der Baubeschluss am 24. September im Gemeinderat gefasst werden. Am 1. Oktober soll dann der Mensa-Zuschussantrag beim Regierungspräsidium gestellt werden. Es gibt aber auch Ausnahmeregelungen, die Betroffenen schon vorher Klagemöglichkeiten einräumen. Und die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens gibt es natürlich auch noch. Fragezeichen, ob der Zeitplan eingehalten werden kann, sind hier also angebracht.

Beim Treffen am Sonntag machten Akteure der Bürgerinitiative eines deutlich: Mit dem aktuellen Schulgelände um sie herum haben sie kein Problem, obwohl es durch wild parkende Autos, Lärm und durch Müll hinterlassende Schüler schon einige Ärgernisse gibt, "aber es ist einfach genug jetzt". Wenn noch die Mensa dazukomme, sei alle Lebensqualität an diesem Ort verloren. Wenn Werner Beck von den Freien Wählen den Mensa-Standort als "Herz des Schulzentrums" bezeichne, vergesse er, dass dieser Bau dann "das Herz eines Wohngebiets" zerstören würde, wo ein Anwohner.

Setzt bei den Gemeinderäten angesichts des unerwartet harten Protests ein Umdenken ein? Ein Rat aus der Riege der Bunten Liste, die geschlossen für den Mensa-Standort im Wohngebiet gestimmt hat, hat gestern zumindest das Gespräch mit der Bürgerinitiative gesucht.

Und was meint Werner Beck, dessen Fraktion der Freien Wähler Hauptbefürworter für den nun gewählten Mensa-Standort war, was übrigens Mehrkosten von mindestens 200.000 Euro bedeutet?

Er verweist auf eine Nachfrage von CDU-Rat Michael Hegele in der entscheidenden Gemeinderatssitzung an die Verwaltung, ob Nachbarn des Standorts mitten im Wohngebiet eine Chance hätten, das Projekt zu Fall zu bringen. Beck ist der Ansicht, die Verwaltung hätte hier eindeutig Entwarnung gegeben. Andere Beobachter sind nicht unbedingt der Ansicht, dass die Aussage so klar ausfiel.

Beck wurde von Mitgliedern der Bürgerinitiative auch schon angerufen. Es waren wohl lange Gespräche, in denen Beck vergeblich versuchte, Ängste der Anwohner abzubauen. Derzeit sehe er keinen Grund vom aktuell ausgewählten Mensa-Standort abzurücken, erklärte er gestern auf Nachfrage unserer Zeitung.

Aber auch er macht bereits Einschränkungen: Wenn sich abzeichnen sollte, dass durch den Widerstand der Bürgerinitiative das Mensa-Projekt in Gefahr sei, "dann sehe ich die Verwaltung in der Pflicht, dass sie gegebenenfalls auf uns zukommt und Lösungsvorschläge macht." Sprich: Dann würde wohl doch der Standort auf dem Schulhof noch einmal in die Diskussion kommen. Dann wären 15 000 Euro Architektenhonorar für eine Entwurfsplanung allerdings vergeblich ausgegeben. Und für ein Mensa-Zuschussantrag in diesem Jahr würde die Zeit dann wohl auch nicht mehr reichen.

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In der geplanten Mensa sollen 180 Essen im Zweischichtbetrieb ausgegeben werden. Sie ist zwingender Bestandteil des Ganztagskonzepts der Hechinger Grundschule, das erstmals im laufenden Schuljahr realisiert wurde. Der Gemeinderat hat entschieden, dass drei Architekturbüros für jeweils 5000 Euro Entwürfe erarbeiten sollen, zwischen denen in der Sitzung am 23. Juli entschieden werden soll. Die Mensa soll später auch von der Realschule genutzt werden, wenn dort vermehrt Ganztagselemente realisiert werden. Deshalb wird in die Mensa-Planung auch die Möglichkeit einer späteren Erweiterung mit einbezogen. An beiden Standorten wäre dies wohl nur durch ein zweites Stockwerk möglich.

Das Mensa-Gebäude soll außerdem so konzipiert werden, dass es neben der Mensa-Nutzung auch für weitere schulische Veranstaltungen nutzbar ist. Auch der Außenraum soll genutzt werden.