Wiedervereinigungs-Jubiläum weckt bei Wilhelm Weith persönliche Erinnerungen

Hechingen. Mauerfall und frühere DDR scheinen aus Hechinger Perspektive weit weg. Aber auch Lebenserinnerungen aus der Zollerstadt wurden durch das Schicksal des geteilten Deutschlands geprägt, das zeigt ein Bericht, den Wilhelm Weith unserer Zeitung zugeschickt hat.

Weiths Erinnerung geht weit zurück. 1958 war er mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Ilse auf einer politischen Info-Reise mit dem Stadtjugendring in Berlin. Gut erinnert er sich noch an die Kundgebung vor dem Roten Rathaus anlässlich der Rückkehr der DDR-Delegation aus Moskau. Redner war Walter Ulbricht, und vor dem Schöneberger Rathaus sprach Willy Brandt.

In Erinnerung kommt ihm auch der 13.August 1961, als die Nachricht vom Mauerbau im Radio gesendet wurde. Das Paar war auf dem Weg in den ersten gemeinsamen Urlaub und tief beunruhigt. Die Sorge, ob die Lage eskaliert und wie die Westallierten reagieren, überlagerte die gesamte Wanderwoche.

Am 9.November 1989 schließlich die Meldung über die Maueröffnung. Wilhelm Weith ruft sofort seinen Sohn Wolfgang an, der in Berlin studiert. Der Sohn ist allerdings völlig ahnungslos, hatte damals eher Musik als Politik im Kopf. Bei regelmäßigen Besuchen am Wohnort im Stadtteil Kreuzberg erlebte das Hechinger Paar dann aber hautnah mit, wie sich die Stadt entwickelt.

Auch das Umland wird besucht. Und am Ortseingang von Eisenach ist Wilhelm Weith tief berührt, als er liest, dass die Partnerstadt Mogilew in Weißrussland ist. In der Region ist sein Vater 1943 als Soldat gestorben.

September 2015 schließlich steht eine Wanderwoche mit dem Skiclub Hechingen auf der Insel Rügen auf dem Programm, die die Weiths früher schon mehrfach besucht hatten. Auf dem Heimweg wird die mittlerweile auf fünf Personen angewachsene Familie des Sohns in Berlin besucht. Ein Abstecher geht nach Potsdam, und auch dort werden Hechinger Erinnerungen wach. Wilhelm Weith hat zugesehen, wie der Sonderzug 1991 mit den sterblichen Überresten von Friedrich dem Großen vom Hechinger Bahnhof abfuhr. Wochen später bei einem Berlinbesuch wurde das frische Grab in Potsdam besucht. Erinnerungen verknüpfen sich auch mit Bad Sulza durch die jahrzehntelange Verbindung mit dem Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde.