Ehemalige Aviona-Heim-Bewohner stehen wegen Drogenhandels vor Gericht. Entscheidender Zeuge fehlt.

Hechingen - Rund vier Monate ist es her, dass im Aviona-Heim in Hechingen eine Drogen-Razzia stattfand. Die Beamten fanden Marihuana, mehrere männliche Flüchtlinge wurden verhaftet. Nachdem in der vergangenen Woche bereits ein 24-jähriger Inder wegen Drogenverkaufs an Minderjährige verurteilt wurde, standen nun zwei Flüchtlinge aus Gambia vor dem Gericht.

Die beiden sollen Marihuana an Schülerinnen des Hechinger Gymnasiums verkauft haben. Und das mehrmals. Die beiden Männer sind 30 und 33 Jahre alt und seit der Razzia in Untersuchungshaft. Bei der Verhandlung trägt einer von ihnen ein weißes Hemd, der andere einen schwarzen Kapuzenpulli und darüber eine Weste. Da sie beide kein oder nur sehr wenig Deutsch sprechen, ist ein Übersetzer mit dabei.

Gekannt haben sollen sich die beiden Männer vor ihrer Unterbringung im Aviona-Heim nicht. Wie und wann sie nach Deutschland gekommen sind, ist nicht ganz klar. So erzählt einer der Angeklagten er sei bei einer ersten Überfahrt von Libyen nach Italien mit einem Boot gekentert, dann nach Tripolis zurückgekommen und dort im Gefängnis gewesen. Erst später habe die Überfahrt nach Italien geklappt und von dort dann eine Einreise nach Deutschland.

Eine der Hauptfragen des Prozesses ist aber, ob es sich bei den beiden Gambiern nur um "kleine Fische" handelt. Durch Bilder sollen die beiden als Dealer identifiziert worden sein. Wer hat aber wie viel gedealt? Und was bedeutet es, dass nur bei einem der beiden Marihuana in einer Urinprobe nachgewiesen wurde? Es gilt herauszufinden, ob einer von ihnen nur der Mitläufer des anderen war.

Das Gericht fällte noch kein Urteil. Da ein entscheidender Zeuge fehlte, wurde für die Verhandlung ein weiterer Prozesstag angesetzt. In einer Woche wird der Prozess nun fortgesetzt.