Tolle Lichtschau in der Stiftskirche: Hier spielte Stiftskantor Mario Peters auf der Orgel zu Musik der Sackpfeifengruppe "Tinnitus interruptus". Foto: Beyer

19 Veranstaltungen ziehen zahlreiche kulturhungrige Besucher an. Gotlinde Rullof gewinnt Fotowettbewerb.

Hechingen - Viele Mühen vorab und letztlich ein großer Erfolg. Die zweite "Lange Nacht der Kultur" in Hechingen zog am Samstag viele kulturhungrige Besucher an.

Trinkkultur, Redekultur und Willkommenskultur. Mit Kultur werden heute alle möglichen Gewohnheiten bezeichnet. In Hechingen ging es am Samstag ganz im herkömmlichen Sinne ausschließlich um Kunst, Musik und Literatur. Das Fazit vorab: Da sage noch einer in der Zollerstadt läuft nix. In Scharen liefen die Menschen etwa vom Gerichtsgebäude zum Museum und dann über den Obertorplatz zu den anderen Orten der Kultur.

19 Veranstaltungen in der ganzen Stadt

Letztlich war die ganze Oberstadt und Teile der Unterstadt bei 19 Veranstaltungen ein einziger Hort der Kultur – und der Hochstimmung. Den Auftakt machte das Hohenzollerische Landesmuseum, wo Museumsleiter Stefan Schmidt-Lawrenz die Kulturnacht für eröffnet erklärte und mit Jürgen Detel vom Hechinger Esprit die Besucher zur Eröffnung der Fotoschau willkommen hieß. Im Team mit Juroren vom Hechinger Esprit, der einst von Christoph Stählin ins Leben gerufen wurde, sind von 250 eingereichten Bildern 40 prämiert worden. Bei dem Fotowettbewerb unter dem Titel "Hechinger Schätze" sei es um individuelle Sichtweisen gegangen, sagte Schmidt-Lawrenz. Den dritten Preis bekam Kasimir Berstling, den zweiten erhielten Ruth Birmann-Maier und Sabrina Glückler, und für das beste Foto wurde Gotlinde Rullof geehrt.

Schon 35 Jahre lang musiziert der Blockflötenkreis, wie Ruthhild Mangler erklärte. Zum offenen Proben im Proberaum der Stadtkapelle hatte der Kreis zuvor um Mitstreiter geworben. Aber leider sei niemand gekommen, meinte die Frau auf der Bassflöte. Die "Eurovisionshymne" und weitere Barockwerke kamen im Landesmuseum jedenfalls gut an.

Nach der Veranstaltung fand sich ein großer Teil der Gäste dann in Dietmar Schönherrs "Atelier am Turm" wieder. Dort arbeitet der Hausherr und stellt seine Werke aus. Die Musik von Akkordeonspieler Peter Barth mit Tango und Musette-Musik hob die Stimmung.

Mit der Kutsche geht es zur nächsten Station

Wer im richtigen Moment das Atelier verließ, konnte dann gleich in die Kutsche einsteigen, die gemächlich die Staig hinauffuhr, um dann wieder zur Johannesbrücke als Ausgangspunkt zurückzukehren.

Schön, dass sich auch die von Ina-Simone Petri angeleitete Kunstgruppe der Senioren von der Wohnanlage am Stadtgarten an der Großveranstaltung beteiligte. Da waren dann bei der Musik von Alfred Schäfer täuschend echt aussehende Werke zu bestaunen. Und zwar solche, wie sie Kandinskys malte, oder Bilder, die dem Surrealismus oder dem Stil Ludwig Kirchners verpflichtet waren.

Zwei Steinwürfe weiter gab es mit den Tschechov-Einaktern vom Hechinger Theatertrepple im Museums-Foyer Non-Stop-Lachsalven-Theater. Weiter Richtung Süden war man dann schnell in der Villa Eugenia, wo die Stimmung etwas Andächtiges an sich hatte. Sie wurde hier beim Kulturverein von den Trossinger Musikkoryphäen Marieke Spaans (Cembalo) und Anton Steck (Barockvioline) erzeugt.

Beim weiteren Rundgang in der Kulturnacht konnte gleich nebenan im Weißen Häusle noch die Ausstellung und das Konzert vom Duo Cantakkord mitgenommen werden. Eine bestechende Lichtschau bot sich dem Besucher in der Stiftskirche. Dort spielte Stiftskantor Mario Peters auf der Orgel zu Musik der Sackpfeifengruppe "Tinnitus interruptus".

Über die Alte Synagoge, wo Norbert Kirchmann und Cornelia Lanz Lieder von Mendelssohn präsentierten ging es beim Kulturflanieren dann zum Rathaus, wo schwer was los war. Neben einem Konzert des Sängerbunds gab es eine besondere Stadtführung mit dem Nachtwächter Artur und seiner Marga, aber auch eine Lichtshow.

Whisky, Blues und schwäbischer Humor

Bei schwäbischem Blues und Whisky ging dann bis in die späte Nacht im Foyer mit dem Duo "Bluescollected" die Post ab. Ähnlich ausgelassen ging der Auftritt der Hechsinger über die Bühne vom Gasthaus Fecker und mit viel Humor beim "Swabian Entertainment" in der Kneipe Schwarzbrenner. Filmballaden bot das Oldtimermuseum, und den Hechinger Kultfilm "Global Player" zeigte das Burgtheater-Kino noch zu ganz später Stunde.

Schließlich leuchtete auch die Unterstadt in der Kulturnacht auf. Genauer in der Jugendmusikschule, wo die Dozenten bei zwei Konzerten in die Tasten und Saiten griffen. Schlussendlich sei noch das Bildungshaus St. Luzen genannt: Das Rasenlabyrinth war mit hunderten Kerzen erleuchtet, die innere Erleuchtung, bestimmt aber innere Ruhe konnte erlangen, wer sich auf die meditativen Gong-Klänge im Klostergarten einließ.