Albert und Danielle Zimmermann stellen ihre Kunst in der Villa Eugenia aus. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernissage: Albert und Danielle Zimmermann stellen in der Villa Eugenia aus / Kritik am Konsumdenken

Von Willy Beyer

Traute Zweisamkeit von Vater und Tochter: Dies konnte am Sonntag auf künstlerischer Ebene beobachtet werden, als die Ausstellung mit Bildern und Objekten von Albert und Danielle Zimmermann in der Villa Eugenia eröffnet wurde.

Hechingen. "Lost and found" heißt die noch bis zum 24. Juli in der Villa laufende Werkschau, die in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich ist. Beide Künstler sind in Hechingen geboren: Albert Zimmermann, der vor seiner Pensionierung Rektor der Bisinger Realschule war, im Jahr 1940, Danielle 1974. Sie studierte in Stuttgart und New York, lebt jetzt in der Landeshauptstadt und jedes Jahr auch eine Weile in der amerikanischen Megacity.

Beide sind Sammler – sozusagen im Dienste der Kunst. Daher der Ausstellungstitel "Verloren und (wieder) gefunden". Während Vater Zimmermann Strandgut und andere Fundstücke wie rostige Bleche, Tonscherben, verschlissene Textilien und andere, dem natürlichen Zersetzungsprozess ausgesetzten Materialien zu Kunst verarbeitet, verwertet Tochter Danielle mit dem gleichen Ziel Dinge aus der Konsumgesellschaft, um so den künstlerischen Kontrapunkt zur Ausstellung zu setzen.

Danielle sammelt Plastiktüten und Supermarktkartonagen von bekannten Discountern und Marken-Ketten. Die Materialien werden teils geschichtet und wie beim Vater collagenartig verarbeitet, wobei Werbetextpassagen übrig bleiben, die den meisten bekannt sind – jedoch in einem anderen Sinn. Ein Poster (am Infotisch) wirbt etwa mit der Aufschrift "Wir sind die Guten" (Promarkt-Werbung). Es zeigt Barack Obama als Jesus-Kind im Arm seiner Ehefrau, die als Gottesmutter erscheint.

Mit einer Performance und ihren Exponaten hinterfragt die Künstlerin die postmoderne Gesellschaft und ihrer besonders ausgeprägten Orientierung am Konsum. Sie kritisiert die ständig neuen Produkte, deren Zeitwert nicht nur in materieller Hinsicht rasch sinkt und Orientierung auf Bewährtes erschwert.

Die Beliebigkeit und Austauschbarkeit wird ebenfalls in Danielle Zimmermanns Werken thematisiert. So gab sie auch eine Performance unter dem Titel "Die Wahrheit über ihre Liebe". Dazu gehörten Lesungen und Vertonungen von Texten und Versatzstücken aus Illustrierten, die vorzugsweise von Frauen gelesen werden. Das Endlosthema dabei: Schicki-Micki-JetSet-Geschwätz, Liebe und die Wahre Liebe, Eifersucht, Gier, Neid, Missgunst und Sex als Konsummittel – alles im Dienste der wundersamen Kaufkrafterhöhung oder Volksverdummung.

Danielle Zimmermann hat es verstanden, mit den Mitteln der Kunst den Menschen den Spiegel vorzuhalten – ähnlich wie es die Künstler des vor 100 Jahren begründeten Dadaismus bereits taten. Es dürfte zudem das erste Mal sein, dass bei den Kunstausstellungen vom Villa-Förderverein auf so eindeutige und auch krasse Weise gesellschaftkritisch Stellung bezogen wird. Und dazu zählten auch die herrlichen Intonationen der Sopranistin Danielle, mit deutschen Texten aus Boulevardmagazinen statt dem (italienischen) Text "Ch’io mai vi possa" aus der Arie der Händel-Oper "Siroe". Zum Gesang spielte das Klavier, aber "aus der Dose", dazu lief noch ein Fernseher, mit diversen "zitternden" Objekten und Texten, die Bezug zur Konsumgesellschaft nahmen.

Die Künstler stellten ihre Werke selbst vor – was auch nicht alltäglich ist. Die Begrüßung oblag dieses Mal Franz Josef Heukamp vom Förderverein, der die Besucher zudem (mit Erfolg) ermunterte, beim Villa Fest zu verweilen. Heukamp war früher Kunstlehrer am Hechinger Gymnasium, und daher auch von Danielle Zimmermann, als diese ihr Abitur absolvierte.