Chaotische Vorfälle haben sich bei der Kreisbau-Genossenschaft in den vergangenen Tagen abgespielt. Ein neuer Geschäftsführer steht bereits fest. Foto: Blum Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuer Geschäftsführer wird bald bekannt gegeben / Krüger erwartet gute Zusammenarbeit

Von Klaus Stopper

Hechingen. Die Kreisbau hat einen neuen Geschäftsführer ausgewählt, und es ist nicht Joachim Krüger. Diese Personalie tritt aber fast in den Hintergrund angesichts chaotischer Vorfälle in den vergangenen Tagen, die die Reputation der Genossenschaft tief beschädigt haben.

Höhepunkt der Krise: Karl-Heinz Bogenschütz trat vergangene Woche als Interimsgeschäftsführer zurück, nur vier Tage nach seiner Bestätigung durch den Aufsichtsrat. Gerüchte darüber fanden ihren Weg in die Zeitung, bevor der Aufsichtsrat darüber informiert war. Zuvor waren wiederholt Informationen über das Bewerbungsverfahren für den neuen Geschäftsführer an die Öffentlichkeit gelangt, ohne dass Aufsichtsrat oder Vorstand dies wollten.

Natürlich sei er sauer über die "undichte Stelle" in der Kreisbau, erklärt Rainer Neth, der als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender das Verfahren zur Neubesetzung des Geschäftsführerpostens verantwortet. "Es gibt hier offenbar Menschen, die unsere Arbeit torpedieren." Ihn und seine Kollegen in den Aufsichtsgremien lasse das "immer wieder blöd dastehen".

Er gehe aber davon aus, dass dieses Problem bald gelöst wird. Der neue Geschäftsführer ist ausgewählt, "in wenigen Tagen geben wir bekannt, wer es ist", erklärte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Suche nach der undichten Stelle werde dann eine der ersten Aufgaben der neuen Führungskraft sein. Und Abläufe aus Kirschners Zeiten würden ebenfalls genau unter die Lupe genommen. Ob vielleicht sogar Kirschner das bislang unbekannte Kreisbau-Plappermäulchen für seine Zwecke eingesetzt hat? Neth will dies nicht kommentieren. Nur so viel: "Wer Informationen weitergibt, hat oft auch eigene Interessen daran."

"Es stimmt, ich habe mich als Geschäftsführer bei der Kreisbau beworben und der Aufsichtsrat hat sich nun für einen anderen Bewerber entschieden", bestätigte gestern Joachim Krüger auf Nachfrage unserer Zeitung, was bislang streng genommen nur ein Gerücht war. Sämtliche Verhandlungen und Gespräche über diese Personalangelegenheit seien ohne ihn gelaufen, betont er. "Schon ab dem Zeitpunkt, als ich noch am Überlegen war, habe ich diese Aufgabe an Rainer Neth abgegeben", so Krüger.

Natürlich habe er sich für diese Aufgabe als geeignet betrachtet, erklärt er, "sonst hätte ich mich ja nicht beworben". Er habe sich angeboten, falls der Aufsichtsrat diese Konstellation gewünscht hätte. Das sei nun nicht der Fall, "damit habe ich kein Problem", versichert er.

Keine Schwierigkeiten erwartet er auch aus der Tatsache, dass er künftig als Aufsichtsratsvorsitzender eng mit einem Geschäftsführer zusammenarbeiten wird, der ihn als Konkurrent im Bewerbungsverfahren ausgestochen hat. Bei solchen Dingen könne er sehr gut "Emotionen draußen lassen", so Krüger.

Das gilt auch für den anstehenden Zivilprozess mit dem geschassten ehemaligen Kreisbau-Geschäftsführer Jens Kirschner, der am 30. Juli beginnt. "Manche fanden es komisch, dass ich da vor Gericht die Kreisbau vertrete", wundert sich Krüger. Die Situation sei in Gerüchten so dargestellt worden, dass er persönlich Kirschner beseitigt habe um dessen Posten ergattern zu können.

Das sei beweisbar Unsinn, betont Krüger, denn die Entscheidung, sich von Kirschner zu trennen, sei im Aufsichtsrat einvernehmlich getroffen worden. Und im Gericht trete er als Vertreter der Kreisbau auf, weil das seine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender sei.

Dass Karl-Heinz Bogenschütz ohne jede Vorwarnung von seinem Amt als Interimsgeschäftsführer zurückgetreten sei, nachdem er kurz zuvor vom Aufsichtsrat in diesem Amt bestätigt wurde – "auch mit meiner Stimme", betont Krüger – das bedauere er zutiefst. "Bogenschütz hat den Aufsichtsrat da ins Messer laufen lassen", so seine Kritik. Und weil Bogenschütz so sang- und klanglos abgedankt habe, könne man "über die Gründe nur spekulieren". An diesen Spekulationen aber wolle er sich nicht beteiligen.

Von Klaus Stopper

Die Kreisbau wackelt bedenklich. Nicht etwa deshalb, weil sich Joachim Krüger als Nachfolger für den geschassten Geschäftsführer Jens Kirschner beworben hat. Diese Kandidatur verlief regelkonform. Dann aber drangen im Bewerberverfahren mehrfach interne Informationen in die Öffentlichkeit. Spätestens seit vergangene Woche Interimsgeschäftsführer Karl-Heinz Bogenschütz kommentarlos sein Amt hinschmiss, ohne darüber den Aufsichtsrat zu informieren, ist aber offenkundig, dass es irgendwo in der Kreisbau-Führungsetage knirscht. An entscheidenden Immobilienprojekten ist die Kreisbau nicht mehr beteiligt, wie zuletzt an der Neubebauung des Geländes Eugenienstift und Bauhof. Das macht jetzt ein Privatinvestor, obwohl auch mit der Kreisbau verhandelt worden war. Mal abwarten, ob der neue Geschäftsführer noch die Wende schafft.