Die Hechinger Kreisbau will ihre Mitglieder umfassend über die Kündigung des Geschäftsführers informieren. Foto: Stopper

Aufsichtsratvorsitzender Joachim Krüger will in Mitgliederversammlung umfassend informieren. Mit Kommentar.

Hechingen - Was steckt hinter dem fristlosen Rauswurf von Jens Kirschner als Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft Hechingen? Das Thema werde man "zur Sprache bringen" in der anstehenden Hauptversammlung, verspricht Vorstandsvorsitzender Joachim Krüger.

Die Kreisbau hatte bereits im September 2013 negative Schlagzeilen erzeugt, als Dorothea Bachmanns Bewerbung um ein Vorstandsamt unter umstrittenen Umständen scheiterte, obwohl Hechingen in diesem Gremium von Anfang an vertreten war. Den damaligen Ersten Beigeordneten der Stadt, Klaus Conzelmann, hatte man noch selten so konsterniert erlebt wie an dem Abend, als er diese Information im Hechinger Gemeinderat bekannt gab. Das Gremium reagierte wütend. Das wird noch ein Nachspiel haben – diese Stimmung im Saal war mit Händen zu greifen.

Und zu hören war auch, dass bestimmte Personen in den Aufsichtsgremien der Kreisbau gerne unter sich bleiben wollten. Aus welchen Gründen auch immer. Eine Frau passe schlecht zum Stil der Nachtreffen, die sich an die offiziellen Sitzungen anschließen – das war eine Interpretation, die damals die Runde machte.

Vielleicht begannen damals manche Hechinger damit, intensiver auf die Geschäftspraktiken der Kreisbau zu achten. Vielleicht schauten auch Kreisbau-Vorstände, darunter viele Bürgermeister der Umlandgemeinden, die über den Affront gegenüber Bachmann konsterniert waren, genauer hin, was in der Genossenschaft so vor sich geht. Tatsache ist, dass schon ein Jahr später in der Kreisbau Ungereimtheiten bekannt geworden sein müssen, die zu Kirschners Kündigung führten.

Ein großes Fragezeichen schwebt über der Kreisbau, seit am 21. Dezember in einer Pressemitteilung bekannt gegeben wurde, man habe sich von Geschäftsführer Jens Kirschner getrennt. Ein "gestörtes Vertrauensverhältnis" wurde als Grund angebeben. Ziemlich allgemein. Keine Details. Reicht so etwas für eine fristlose Kündigung?

Dass zwei Tage vor dieser Entscheidung Franz Steinhart, Hechinger Banker mit tadellosem Ruf, nicht einmal ein Jahr nach seiner Wahl von seinem Amt als Vorstandsmitglied zurückgetreten war – angeblich ausschließlich wegen starker beruflicher Belastungen – gab auch Anlass zu Spekulationen. Vielleicht wollte Steinhart nicht in die Aufarbeitung von Abläufen verwickelt werden, die lange vor dem Antritt seines Vorstandsamts geschehen waren. Nachvollziehbar wäre das.

Mitglieder sollen genau informiert werden

Der Betrieb laufe reibungslos weiter, mehr war vom Aufsichtsrat-Vorsitzenden Joachim Krüger bei Nachfragen nicht zu erfahren. Man müsse die Dinge erst einmal klären, bat er um Verständnis. Nun scheinen Ergebnisse vorzuliegen. In der Mitgliederversammlung am Montag, 2. Februar, "werden wir alle Dinge transparent zur Sprache bringen, die Herrn Kirschner betreffen", versicherte Joachim Krüger auf Nachfrage unserer Zeitung. Dazu sei man sogar verpflichtet. "Wir müssen den Mitgliedern ja die Gründe offen legen, die den Aufsichtsrat zu dieser Entscheidung gebracht haben". Schließlich müssen sie darüber abstimmen, ob Kirschner wirklich als Vorstandsmitglied abberufen und als Geschäftsführer fristlos gekündigt werden soll.

Allerdings schränkt Joachim Krüger diese Aussage auch wieder etwas ein. Da hier auch Fragen des Arbeitsverhältnisses mit Jens Kirscher betroffen seien, unterliege manches wohl dem Datenschutz. Man müsse erst noch prüfen, was wirklich öffentlich berichtet werden dürfe. Ob die Mitglieder der Kreisbau – überwiegend sind das die Wohnungsmieter – die ganze Wahrheit erfahren werden, ist also abzuwarten. Derzeit gehe er noch davon aus, dass auch die Presse zu der Versammlung eingeladen sei, erklärte Krüger auf Nachfrage unserer Zeitung, schränkt aber auch hier ein: "Das müssen wir auch noch rechtlich prüfen".

Seite 2: Info

Die Hechinger Kreisbau ging aus der Wohnungsbaugenossenschaft des ehemaligen Landkreises Hechingen hervor. Sie wurde 1949 gegründet. Sie verfügt über etwa 750 Wohn- und Gewerbeeinheiten, die sie selbst vermietet. Dazu 650 Garagen. Zudem verwaltet sie 470 Wohn- und Gewerbeeinheiten im Auftrag anderer Eigentümer, dazu kommen 30 Einheiten für betreutes Wohnen. Die Kreisbau hat derzeit etwa 750 Mitglieder. In der überwiegenden Zahl sind es Mieter, aber auch die Kommunen des Altkreises Hechingen sind dort vertreten. Übergangsweise ist Karl-Heinz Bogenschütz, bis dahin Mitglied des Aufsichtsrats, Geschäftsführer der Kreisbau. Aufsichtsratsvorsitzender ist der ehemalige Bisinger Bürgermeister Joachim Krüger.

Kommentar: Transparenz

Klaus Stopper

Hoffentlich legt die Kreisbau Hechingen nun tatsächlich die Karten offen auf den Tisch, denn ihr einst tadelloser Ruf ist angeknackst. Der sonderbare Affront gegen Bürgermeisterin Dorothea Bachmann vor zwei Jahren, der Rücktritt eines Vorstandsmitglieds kurz vor dem fristlosen Rauswurf des Geschäftsführers – dubiose Vorgänge, die nie wirklich überzeugend erklärt wurden. Die Kreisbau ist zwar keine Behörde, sondern eine private Genossenschaft. Sie muss der Öffentlichkeit deshalb nur eingeschränkt Auskunft über Internas geben. Verpflichtet ist sie aber ihren 750 Mietern, die in vielen Fällen auch Mitglieder sind. Zudem ist die Kreisbau ein wichtiger Partner für kommunale Wohnbauvorhaben, wie etwa für aktuelle Pläne, auf dem früheren Klinikgelände. Das Vertrauen in die Kreisbau kann nur durch maximale Transparenz wieder hergestellt werden.