Eine geeignete Wand gibt es auf dem Sickinger Friedhof bereits an der Aussegnungshalle (kleines Bild). Links die Junginger Urnenwand. Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterschriftenaktion einer Sickingerin zeigt Wirkung

Von Robert Huger

Die Sickinger sind sich seit Jahren einig: Sie wollen eine Urnenwand auf ihrem Friedhof. Der Ortschaftsrat hatte das auch so an die Stadt weitergegeben - zunächst ergebnislos. Doch eine Sickingerin ließ nicht locker. Prompt kommen positive Signale aus dem Hechinger Rathaus.

Hechingen. Vor vier Jahren hatte die Sickingerin Martha Bogenschütz durch einen Todesfall in der Familie die Urnenwand der Junginger entdeckt. Als zweite Vorsitzende des Kirchenchors war sie damals vertretungshalber in einer Sitzung des Ortschaftsrates und brachte das Thema zur Sprache. Das Anliegen ist also seitdem beim Rat und der Stadt Hechingen bekannt. Getan hat sich aber nichts.

Für Martha Bogenschütz ist das völlig unverständlich. "Die Wand wird ja von den Leuten hier bezahlt", sagt sie. Die Stadt müsse die Wand lediglich vorfinanzieren. Das Geld dürfte also keine Rolle spielen. Schon als sie damals ihren Wunsch im Gemeinderat äußerte war schnell klar, dass sie damit nicht alleine ist. Das untermauert nun die Unterschriftensammlung, die sie dem Ortschaftsrat am Montag präsentierte.

"Der Wunsch nach der Bestattungsart ist ohne Zweifel da"

70 Bürger haben binnen weniger Stunden ihren Namen auf diese Liste gesetzt. "Ich habe an jedem Haus eine Unterschrift bekommen", sagt Bogenschütz. Nur aus Zeitgründen seien es nicht mehr geworden. "Der Wunsch ist ohne Zweifel da", so Bogenschütz.

Sehr geärgert hat sie sich darüber, dass in einer hiesigen Zeitung zu lesen war, die Sickinger wollten Urnengräber. "Ich hab gedacht, ich spinne", sagt sie. Denn Urnengräber gibt es auf dem Sickinger Friedhof schon. Es geht allein um eine Urnenwand.

Eigentlich sei Bogenschütz nicht der Typ, der sich vehement für die Gemeinde einsetzt. "Aber jetzt habe ich mir einfach ein Herz gefasst", sagt sie. Doch ihr Anliegen teilen wohl die meisten Sickinger. Und gerade weil Bogenschütz – wiederum aufgrund eines Todesfalls – auf dem Junginger Friedhof wieder gesehen hat, wie schön eine Urnenwand aussieht, will sie dafür kämpfen.

Schließlich hat Jungingen gerade einmal etwa 350 Einwohner mehr als Sickingen. "Und da ist bald die zweite Wand voll", sagt Bogenschütz. Da müsse es doch auch in Sickingen möglich sein, eine Urnenwand zu bekommen.

Die Grabpflege würde dadurch deutlich erleichtert. Das ist vielen Sickinger wichtig, weil der Nachwuchs die Grabpflege oft nicht übernehmen kann. "Die Zeit haben sie aus beruflichen Gründen nicht mehr", erläutert Martha Bogenschütz. Zudem sei es für ältere Menschen eine große Erleichterung, da sie bislang einige Treppenstufen bewältigen müssen, um an die Gräber zu gelangen. Die Urnenwand wäre bequem in Eingangnähe zu erreichen.

Doch warum hat sich bei all diesen Vorzügen und dem erkennbaren Willen der Bürger noch nichts getan?

Grund ist womöglich der Führungswechsel im Bauamt

"Vielleicht kommt das durch den Wechsel an der Spitze des Bauamtes", mutmaßt Gerhard Henzler, Vorsitzender des Sickinger Ortschaftsrates. Er wüsste prinzipiell keinen Grund, warum die Stadtverwaltung etwas gegen die Urnenwand haben sollte.

Henzler ist einer der vielen Befürworter dieser Begräbnisform. "Die Urnenwand passt optimal", sagt er. Es gebe bereits eine Wand, an der man die notwendigen Nischen ohne größeren Aufwand einbringen könnte.

Und was sagt man im Rathaus dazu? Dort hat die Unterschriftenaktion von Martha Bogenschütz offenbar Eindruck hinterlassen. "Meiner Meinung nach ist das eine gute Idee", sagte gestern Bürgermeisterin Dorothea Bachmann auf Nachfrage. "Ich werde unsere Kämmerei bitten, das wohlwollend für den Haushalt 2017 zu prüfen", so Bachmann weiter. Sie könne nachvollziehen, dass es ein Wunsch der Sickinger sei.

Die Entscheidung fällt letztlich im Gemeinderat in der Beratung über den Haushalt. Aber immerhin haben die Sickinger mit Bachmann nun eine prominente Fürsprecherin.