Javier De Arco Dávila (rechts) und Andrés Moya Beltrán waren drei Monate Austauschschüler an der Alice Salomon-Schule. Jetzt reisen sie zurück nach Baranquilla in Kolumbien. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Austauschschüler aus der Millionenstadt Baranquilla lebten drei Monat im beschaulichen Hechingen

Von Sandra Stopper

Hechingen. Aufgewachsen sind sie in der kolumbianischen Millionenstadt Baranquilla, aber die vergangenen drei Monate verbrachten sie per Schüleraustausch im ruhigen Hechingen – für Javier De Arco Dávila und Andrés Moya Beltrán geht eine spannende Zeit zu Ende.

Morgen, Freitag, steigen die beiden 15-Jährigen wieder in das Flugzeug. Dann endet ihr Schüleraustausch mit dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium der Alice-Salomon-Schule in Hechingen und sie drücken wieder im Colegio Alemán in Barranquilla, Kolumbien, die Schulbank.

Das Colegio Alemán de Barranquilla wurde 1912 in der heute 1,7 Millionen Einwohner zählenden karibischen Stadt gegründet. Initiatoren der Schulgründung waren deutsche Auswanderer. "Der Austausch nach Deutschland hat eine lange Tradition und findet immer in der zehnten Klasse statt", erzählt Javier De Arco Dávila.

Rund 80 kolumbianische Schülerinnen und Schüler sind seit April in der ganzen Bundesrepublik in Gastfamilien untergebracht. Zwei von ihnen in Hechingen. "Es ist viel ruhiger hier, es gibt nicht so viel Verkehr und die Straßen haben Gehwege. Wir gehen viel öfter zu Fuß, als in Barranquilla. Dort sind wir fast immer mit dem Auto unterwegs", schildert Andrés Moya Beltrán seine Eindrücke von Hechingen. "Und obwohl Hechingen eine sehr kleine Stadt ist, bietet es doch ziemlich viele Freizeitmöglichkeiten, wie das Schwimmbad oder zwei Kinos."

Das Leben in Hechingen sei freier als in ihrer Heimatstadt, sind sich beide einig. "Man kann ganz einfach überall hingehen oder mit dem Fahrrad fahren und die Leute sind sehr nett", sagen sie. Vieles haben sie gesehen in den vergangenen drei Monaten, manches hat sie überrascht. "Wir haben uns Deutschland viel kälter vorgestellt", erzählt Javier De Arco Dávila. "Wir dachten auch, alle Häuser sehen alt und historisch aus." Dass die Deutschen sehr viel Brot essen, war schon bekannt. "Das Brot schmeckt lecker, aber in Kolumbien kochen wir eigentlich dreimal am Tag – hier in Deutschland legt man abends einfach ein Stück Schinken auf‘s Brot!" sagt Javier und lacht. Ganz seltsam finden beide auch Mineralwasser mit Kohlensäure, süßes Popcorn oder Rührei am Abend. Auch einen Einkaufswagenchip kannten beide nicht.

Es war der erste Austausch mit Kolumbien für die Alice-Salomon-Schule und Schulleiter Karl-Heinz Rauch ist sehr zufrieden damit. "Wir sind auf jeden Fall offen und können uns vorstellen, dass so etwas noch einmal stattfindet", meint er.

Für die beiden Kolumbianer heißt es jetzt Abschied nehmen. Ein bisschen Wehmut stellt sich da schon ein, aber sie spüren auch Vorfreude auf die Rückkehr. Was die beiden vermisst haben? "Unsere Familien, unsere Schulfreunde, das Meer, kolumbianisches Essen und jede Menge Partys!"