Rainer Böhm, Dieter Ilg und Patrice Héral (von links) haben mit ihrer Jazz-Interpretation von Werken Johann Sebastian Bachs in der Alten Synagoge die Zuhörer in ihren Bann geschlagen. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Dieter Ilg und sein Jazz-Trio interpretieren und analysieren Kompositionen

Hechingen. Einfach nur zuhören und aufmerksam staunen – diesen Impuls weckten der berühmte Jazz-Bassist Dieter Ilg, Rainer Böhm am Piano und Patrice Héral am Schlagzeug am Sonntag mit ihrem Konzert in der Alten Synagoge buchstäblich spielend.

Respekt für das Veranstalterteam der Alten Synagoge, dem es zum wiederholten Mal gelungen ist, ein Ensemble von weit überregionalem Rang in die Zollernstadt zu holen. Ilg, der Name zieht nicht nur bei eingefleischten Jazz-Fans. Die Veranstaltung war schnell ausverkauft. Es gibt in der Region auch eine feste Fan-Gemeinde, denn immerhin ist es der fünfte Auftritt von Dieter Ilg in der Alten Synagoge innerhalb der vergangenen zehn Jahre.

Johann Sebastian Bach – ausschließlich Werke dieses großen Meisters der Barockmusik haben sie im aktuellen Programm für ihr eigenwilliges Zusammenspiel gewählt. Die über 300 Jahre alten, ruhig-strahlenden und harmonisch-hochkomplexen Werke Bachs wurden schon von mehreren namhaften Jazzern interpretiert. Gerade die harmonische Systematik dieses Komponisten verleitete manche, Bach als "ersten Jazzer der Musikgeschichte" zu bezeichnen. Was Dieter Ilg und seine beiden Kollegen an diesem Abend zeigten, gehört sicher zum Besten, was auf diesem Gebiet geleistet wurde. Mit Respekt wurden die Stücke vor den Ohren des Publikums aufgeschnitten und so zerlegt, dass stets das Gesamte noch zu spüren war. Kurze Präludien, Sätze aus den berühmten Goldberg-Variationen. Das Trio macht daraus ein erstaunliches Hörerlebnis. Hochinteressant der Pianist Rainer Böhm, der mit kristallinen Klängen immer wieder nachwirkende Klangwolken aufbaute, durch die sich die Melodien wie feine, dünne Kondensstrahlen hindurchwoben. Ein Kontrast zum Kontrabass von Dieter Ilg. Tiefe Töne, weich, erdig, eine Vibration, die teilweise körperlich zu erspüren war. Wie er dieses Instrument zum singen bringt, das macht Spaß.

Und dann war da noch der Schlagzeuge Patrice Héral, der dem Publikum im Lauf des Abends immer mehr ans Herz wuchs. Welche Fantasie in einen Rhythmus gesteckt werden kann, wie er mit ständigen Arabesken variiert wird, durch das Schlagen auf Trommelrand- und Seite in Klänge verwandelt wird, das faszinierte. Am Ende schaffte er es, in einem Solo Bach auf dem Schlagzeug zweistimmig zu interpretieren. Das Publikum dankte mit brausendem Applaus.

Überhaupt die Zuhörer. Sie hörten wirklich gebannt zu, es war leise wie selten in einem Konzert. Einen solchen außergewöhnlichen Hörerlebnis-Abend in Hechingen zu schaffen, das hat der Förderverein Alte Synagoge fein hingekriegt. Diester Ilg darf gerne wiederkommen.