Architekt Wolfram Golias, Steinrestaurator Franz Eger und Pfarrer Gabriel Maiwald begutachteten gestern das neu aufgestellte Gerüst, das um den Stiftskirchenturm herumgebaut wurde. Es verhindert, dass Steine aus der Fassade herunterfallen können. Baubeginn ist erst in einem Jahr. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Turmsanierung an der Stiftskirche wird 2,5 Millionen Euro kosten / Fördervereingründung ist geplant

Von Klaus Stopper

Hechingen. Es wird teuer, es wird lange dauern und es war unvermeidlich: Mit dem Aufstellen eines Gerüsts hat für alle sichtbar die Sanierung des Hechinger Stiftskirchenturms begonnen. Baubeginn ist aber frühestens in einem Jahr.

Und wieso wurde dann bereits ein Gerüst aufgestellt, das 750 Euro Miete kostet? Und zwar pro Woche? "Das Gerüst steht derzeit ausschließlich aus Sicherheitsgründen", erklärte gestern Architekt Wolfram Golias. Die Gefahr, dass weiterhin große Steinbrocken auf den Kirchplatz fallen, war einfach zu groß.

Franz Eger, gelernter Steinmetzmeister und Steinrestaurator, zeigt bei einer Gerüst-Besichtigungstour in 50 Metern Höhe vor Ort, dass das keine übertriebene Vorsicht war. Die acht "Vasen", steinerne Verzierungen an der Stelle, wo der eckige Grundturm in einen Rundturm übergeht, sehen stark verwittert aus. Bei vielen fehlt die Steinkugel, die die Figur abschließt. Die Stiftskirche ist etwa 250 Jahre alt. Irgendwann sind die wohl mal abgebröckelt.

Eger drückt vorsichtig gegen eine der tonnenschweren Vasen, und sie wackelt sofort. "Wann so etwas runterkommt, kann man nicht sagen", erklärt er. An der Fassade gebe es zudem zahlreiche Stellen, die bröselig sind. "Aus der Höhe reicht ein kleines Teilchen, dann ist unten jemand tot, wenn ihn das trifft", stellt Eger klar.

Zwei Wochen lang hat er das Bauwerk vom Korb eines Kranwagens aus genauestens untersucht, jeden Stein kartiert. Und dann schlug er Alarm bei Architekt Wolfram Golias, der für das Sanierungsprojekt die Bauleitung hat. "Das war eine echte Gefährdung, die man da sehen musste", versichert er.

Golias zögerte nicht lange, als er diese Nachricht hörte, und ordnete das Aufstellen eines Sicherheitsgerüsts an. "Das Gerüst und die Plane außen verhindern, dass Teile auf die Straße fallen können", erklärt er. Wer aber dachte, dass nun bald die Steinmetze dort in luftige Höhe herumturnen und kaputte Steine ersetzen, liegt völlig falsch. "Gebaut werden kann frühestens im Herbst 2015", so Golias.

Das liegt nicht nur an handwerklichen Fragen, die bis dahin noch geklärt werden müssen. Vor allem muss auch das Geld für dieses Projekt aufgetrieben werden. Mit 2,5 Millionen Euro Kosten wird gerechnet. Zuschüsse von der Diözese wird es sicher geben, "aber etwa eine Million wird unsere Kirchengemeinde wohl selbst beisteuern müssen", meint Stadtpfarrer Gabriel Maiwald mit besorgtem Blick.

Das ist viel Geld, das wohl zunächst als Schulden aufgenommen werden muss. Man werde wohl bald einen Förderverein gründen, erklärt er. Mit vielen Aktionen und Aktivitäten wolle man dann Geld sammeln. Und auch die Stadt werde man um einen Zuschuss bitten, denn die Kirche sei schließlich ein Wahrzeichen der Stadt. Es werde dann aber wohl sehr lange dauern, bis die Schulden abgetragen seien. Immerhin: Der Orgelbauförderverein dürfte in wenigen Jahren seine Schulden abgetragen haben.

Die reine Bauzeit für die Sanierung wird eineinhalb bis zwei Jahre dauern, so dass die Kirche im Jahr 2018 wieder in altem Glanz erstrahlen könnte.

Wer das Vorhaben bereits jetzt durch Spenden unterstützen will, kann dies auch ohne Förderverein bereits tun. "Geld, das uns für diesen Zweck gegeben wird, verwenden wir natürlich auch nur für die Kirchensanierung", verspricht Pfarrer Maiwald. Katholiken erhalten in den nächsten Tagen einen Brief, in dem die Details erklärt werden. Aber auch im Pfarrbüro gibt es unter der Telefonnummer 07471/936333 entsprechende Informationen.