Zehnte Einrichtung des Hechinger Vereins geht in Betrieb / Inforeise startet

Hechingen. Freude bei der Kinderhilfe Rumänien: Das zehnte private Kinderhaus des Vereins in Osteuropa ist in Betrieb.

Noch ist alles neu in diesem Haus in Alios im Kreis Timis, teilt der Verein mit. Die Einrichtung heißt "Primavara", auf deutsch: Frühling. Das Gebäude musste nach einer Brandstiftung komplett renoviert werden. Das Dachgestühl war ausgebrannt, und die Wände – zum Teil aus Lehmziegeln – vom Löschwasser beschädigt.

Nun sei das Haus aber wieder bewohnbar und schöner als zuvor. Die Möbel stammen alle aus Deutschland. Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Gasherd und Holzherd wurden in Rumänien neu gekauft. Im Stall nebenan sind Hasen, Hühner und Schweine untergebracht. Im Garten wächst bereits Gemüse. Einige Bäume im Garten sollen im Sommer Obst liefern.

Eine Familie aus dem gleichen Ort erhielt eine Ausbildung als Pflegeeltern. Die neue Pflegemutter schnitt als Drittbeste bei der Prüfung ab. Zu dem Gebäude gehören Ställe und acht Hektar Land, das verpachtet wird. Der große Garten beim Haus wird jetzt von der Familie genutzt.

Bisher leben zwei Kinder im Haus: ein fünf Monate altes Bübchen, das den Namen Emanuel Gabriel trägt, und ein knapp dreijähriges Mädchen. Die Mutter des Babys wollte oder konnte nicht die Verantwortung für ihr Kind übernehmen. Der Mutter des Mädchens wurde per Gerichtsbeschluss die Fürsorge entzogen.

Viele rumänische Pflegekinder seien vor der Einweisung von Verwahrlosung, Unterernährung oder Misshandlung gezeichnet. Der kleine Emanuel erscheine für sein Alter mager und in seiner Entwicklung verzögert. Bei der guten Pflege, die er bekomme, könne sich das aber schnell ändern. Die Pflegeeltern lieben ihre beiden Schützlinge und sind sehr bemüht, ihnen Sicherheit und Geborgenheit zu geben, ist sich der Verein sicher.

In Rumänien gebe es viele Heimkinder. Das Problem sei teils auf die lange kommunistische Gewaltherrschaft Ceausescus zurückzuführen und teils auf die grassierende Armut. Viele Eltern suchen im Ausland Arbeit und lassen ihre Kinder zurück. Nach offiziellen Schätzungen gibt es 135 000 Kinder im Land, die dieses Schicksal erleiden. Nur etwa die Hälfte von ihnen kommt in Heimen unter. Die Mehrzahl wird von Verwandten oder Nachbarn versorgt.

Die Kinderhilfe Rumänien hat 1992 als erste Nichtregierungsorganisation ihr erstes "Familienhaus" eröffnet. Heute findet der deutsche Verein, der in Rumänien durch eine gleichnamige Stiftung ("Fundatia Ajutati Copiii") vertreten wird, auch bei der rumänischen Regierung hohe Anerkennung.

u  Am Ostermontag startet Edith Kirchmann ihre nächste Fahrt nach Rumänien. Ein Platz im Bus ist noch frei. Kontakt: Tel. 07471/62 14 94.