Der Obst- und Gemüseteller ist fast leer. Der Plan von Sabine Schramm, Junginger Kindergartenkinde für ungewohnte Lebensmittel zu begeistern, ist gestern aufgegangen. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Schulfruchtprogramm will Sabine Schramm für unbekannte Lebensmittel werben

Von Klaus Stopper

Hechingen. Dass Kühe lila sind, glaubt hier in der Gegend wohl kaum ein Kind. Aber dass Tomaten, die nicht rund sind, ungenießbar sind, das schon. Und manches Kind kennt weder Rote Bete noch Stachelbeeren.

Alles Erfahrungen, die die Jungingerin Sabine Schramm gestern am "Tag der Schulfrucht" mal wieder bestätigt bekommen hat. Zu diesem deutschlandweit begangenen Tag besuchten Junginger Kindergartenkinder ihr Öko-Kaufhaus in Jungingen und standen dann erstmal ratlos am Gemüseregal.

Da lagen Kohlrabi, Rettiche, Stachelbeeren, Rote Bete. Was ist das? Die Frage konnte kaum ein Kind beantworten. Und bei manchem, was da auslag, hatten die Kinder überhaupt Bedenken, ob das genießbar ist. Sie kennen die gleichförmig aussehenden Gemüsesorten aus dem Supermarkt. "Dabei ist es gerade ein Qualitätsmerkmal, wenn Gemüse nicht makellos aussieht", erklärt Sabine Schramm. Die Gleichförmigkeit sei ein Ergebnis von Gentechnik und industrieller Produktion. Was natürlich wachse, sehe eben individuell aus.

Nun gibt es seit einigen Jahren das Schulfruchtprogramm, das zu 75 Prozent von der Europäischen Union gefördert wird. Sabine Schramm nutzt es, um die Kinder nicht nur mit Vitaminen zu versorgen sondern auch mit wichtigen Informationen. 18 Kindergärten und Schulen im Bereich rund um Hechingen und Balingen beliefert sie mit Obst und Gemüse. Pro Kind und Tag kostet das 9 Cent.

Während anderswo die Lieferanten einfach eine Apfelkiste hinstellen, wirbt Schramm für ungewohnte Genüsse. "Zucchini, Kohlrabi und rote Bete kann man auch roh essen", erklärt sie. Also legt sie das zu ihren Lieferungen dazu. Und dann ist ihr wichtig, dass das Gemüseangebot nach Jahreszeiten wechselt. Ein Junge, der sich mal wieder schwarze Möhren wünschte, musste sie vertrösten. Früher wusste jeder, dass es Gemüse gibt, das man gut einlagern kann, andere Sorten dagegen muss man gleich verbrauchen. "Und die schmecken dann natürlich auch ganz unterschiedlich", so Schramm.

Aber sie weiß auch, dass man Kinder nicht überfordern darf. Die Schulen und Kindergärten dürfen natürlich genau vorgeben, was geliefert werden soll. Derzeit sind vor allem Erdbeeren gefragt. Aber ab und zu ein Rettich kann schon mal dabei sein. "Die Kinder sollen lernen, welche Vielfalt an Nahrungsmitteln es gibt".

Es gebe Interesse in weiteren Schulen und Kindergärten an dem Schulfrucht-Programm, erklärt sie. Aber dazu müssen die restlichen 25 Prozent Finanzierung geklärt sein. Bei 9 Cent pro Tag und Kind sind das überschaubare Summen. Das können Eltern übernehmen oder Sponsoren. Sabine Schramm ist überzeugt: "Das bringt echt was"