Martin Seiler spielte im Boller Kirchenkonzert Trompete, aber er setzte auch als Moderator und Vorleser aus dem Johannesevangelium Akzente. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Benefizkonzert: Ensemble "Musica salutare" entführt in Boll in schöne Klangwelten

Das gab es noch nie: Kastagnetten klapperten am Sonntag in der Boller Nikolauskirche. Ein ungewöhnliches Instrument für ein ungewöhnliches schönes, zur inneren Ruhe führendes geistliches Konzert.

Hechingen-Boll. "Herrlichkeit, Gnade und Wahrheit", unter dieses Motto hatte das Ensemble "Musica salutare" den Abend gestellt. Sie waren schon mehrfach hier zu Gast, und auch in diesem Jahr war die Kirche zu diesem Benefizkonzert für die Wallfahrtskirche Mariazell zufriedenstellend gefüllt.

"Musica salutare", das ist ein klassisches Kammerorchester, das geistliche Musik nicht nur als ästhetische Form interpretiert, sondern als Ausdruck eines starken Glaubens, erklärte Martin Seiler, der durch den Abend moderierte. Bolls Fördervereinsvorsitzender Peter Beck erinnerte in seiner Ansprache an gemeinsame Abende, die er mit dem Trompeter schon am Lagerfeuer verbracht hat, denn Seiler ist auch bei den Royal Rangers, die jedes Jahr im Schamental campieren.

An diesem Abend war von Lagerfeuerromantik nichts zu spüren, dafür herrschte eine herrliche Besinnlichkeit. Auf dem Programm standen etwa Vivaldis Konzert für Gitarre und Kammerorchester D-Dur (RV 93). Ein eher konventioneller Einstieg. Dann von Johann Baptist Neruda ein überraschend aufregendes Trompetenkonzert, in dem Martin Seiler als Solist seinem Instrument strahlenden Glanz entlockte.

Fast von den in Boll übrigens erstaunlich gut geheizten Kirchenbänken riss das Publikum dann ein Gitarrenkonzert von Luigi Boccherini, das von einem Streichquartett begleitet wurde, vor allem aber auch durch Kastagnetten.

Eigentlich ein Instrument, das traditionellen spanischen Flamenco begleitet, in Boll aber ein Klang, der enormen Spaß bereitete. Und das Stück ist spannend aufgebaut. Denn Anna Escala im brandroten Kleid stand zwar von Anfang an auf der Bühne mit einer Haltung und Ausstrahlung, die mitriss. Aber von ihr war kein Ton zu hören.

Dagegen spielte der Gitarrist Mateus Dela Fonte mit brillanter Eleganz dieses Stück im spanischen Stil, und die Zuhörer konnten kaum erwarteten, dass nun endlich die Kastagnetten zum Einsatz kommen. Und als es so weit war – wunderbar. Diese komplexen Klappern unterstreichen den Rhythmus eines Stücks, klingen buchstäblich unerhört, und Anna Escala verstand es zudem, Eleganz und Temperament in einem zu vereinen.

Ein Höhepunkt? Einerseits ja, aber dann folgte noch eine Improvisation über eine Stelle aus dem Johannesevangelium. Das Ensemble hatte ein Harmonie- und Klanggerüst vorgegeben, und spielte im Wechsel mit dem von Martin Seiler vorgetragenen Text. Eine Klangwelt, die sich wie Balsam auf wunde Herzen legte. Ein wunderschöner Abend, für den die Zuhörer lange Beifall spendeten.