Hechinger Immobilien sind derzeit heiß begehrt. Foto: Stopper

Zwangsversteigerungen in Hechingen: Stadt bekommt Zuschlag für Schloßstraßen-Gebäude. Mit Kommentar

Hechingen - Das Pfefferle-Haus am Münzdeck hat ein Mössinger Immobilien-Investor ersteigert. Für das Schloßstraßen-Gebäude erhielt die Stadt den Zuschlag. Alle Proteste des bisherigen Eigentümers vor dem Amtsgericht stießen auf taube Ohren.

Selbst Stehplätze waren knapp, als am Dienstagmorgen um 9 Uhr die Zwangsversteigerung für das Haus am Münzparkdeck begann (wir berichteten). Viele Neugierige waren da, aber auch einige Geschäftsleute, die an anderer Stelle schon große Projekte realisiert haben. Und nicht zu vergessen: Hans Marquart für die Stadt Hechingen.

Was sie erlebten, war eine Versteigerung mit juristischen Winkelzügen der besonders komplexen Art. Verantwortlich dafür war der bisherige Eigentümer N.P. (er will bekanntlich nicht mehr namentlich genannt werden). Er legte Protest ein, dass die Versteigerung überhaupt stattfand, bestritt die Rechtmäßigkeit der Geld-Forderungen der Sparkassen-Versicherung, klagte, dass Briefe vom Gericht ihn nicht erreicht hätten und legte als Zahlungsmittel Schecks mit italienischer Herkunft vor, die erst nach Zögern zugelassen wurden.

Dann aber blieb ihm kurz das Gesicht stehen, als ihm klar gemacht wurde, dass er auf Antrag der Tübinger Sparkasse als Schuldner 225 000 Euro Sicherheitsleistung hinterlegen muss, um hier mitzubieten. Danach bot sein Vater C.P. weiter. Der stieg allerdings in der folgenden Bieterschlacht irgendwann aus.

Auch einige Bieter, die die Absicht hatten, das Gebäude günstig zu sanieren und dann zu vermieten, strichen bei Beträgen oberhalb der 100 000 Euro die Segel.

Keine Details verraten: "Abreißen, was Neues Bauen"

Den Zuschlag erhielt um exakt 10.23 Uhr Alexander Kupfer aus Mössingen für 157 000 Euro. "Abreißen, was Neues hinbauen", umriss er kurz seine Pläne für das Gelände und ergänzte, dass er mit solchen Vorhaben Erfahrung habe.

Warum soll das marode Gebäude, das vor einigen Jahren noch fast unverkäuflich war, plötzlich so viel wert sein? "Investoren suchen derzeit dringend Geldanlagen", erklärte ein Insider. In den Großstädten, Tübingen und sogar Mössingen seien kaum noch "Schnäppchen" zu machen. Hechingen sei nun auch in den Kreis des Interesses gerückt. Die Nähe nach Tübingen und Stuttgart seien starke Argumente. Altbauten leicht saniert zu vermieten, bedeute zwar weniger Kapitaleinsatz, bringe aber auch kaum Gewinnmargen.

Die Ankündigung einer Klage wird beiläufig notiert

Da scheint was dran zu sein, denn auch für das Gebäude Schloßstraße 9, bislang ebenfalls im Eigentum von N.P. und um 11 Uhr unter dem Hammer, wurde munter geboten. Auch hier legte N.P. Beschwerde ein, bestritt Forderungen. Aber wie schon zwei Stunden zuvor blieb die Rechtspflegerin, die die Versteigerung leitete, komplett unbeeindruckt von allen Einwendungen. Die Ankündigung, dass er klagen will, notierte sie zu den Akten, dann ging es weiter.

Diesmal war auch die Stadt Hechingen, vertreten durch den Wirtschaftsbeauftragten Hans Marquart, mit von der Partie. Auch C.P. bot mit. Als die Gebote einen bestimmten Betrag überschritten, stieg er aus, und sein Sohn ergriff das Wort. Die Versteigerung sei "am Rande der Sittenwidrigkeit", denn die Sparkasse habe mit der ersten Versteigerung die offene Summe ja eingetrieben. "Rechtsmissbräuchlich" werde hier sein "Eigentum verschleudert."

Wobei "verschleudert" nicht ganz zutreffen dürfte. Bei 87 000 Euro startete die Versteigerung, und bei 105 000 Euro ging der Zuschlag an die Stadt Hechingen. Was die jetzt mit dem Gebäude machen will? Das sei Bestandteil eines Plans zur Stadtentwicklung, meinte Hans Marquart. Möglicherweise wird dazu am Donnerstag im Verwaltungsausschuss mehr erzählt.

Vielleicht aber kommt alles noch ganz anders. Familie P. hat angekündigt, gegen die Versteigerung juristisch anzukämpfen. Auch für die offene Frage der Zukunft der Hofapotheke kündigen sie eine Überraschung an. Hier soll im Februar ein Prozess vor einem Landgericht beginnen.

Kommentar: Rendite-Revier

Von Klaus Stopper

Immobilien-Investoren finden zunehmend Gefallen an Hechingen als lohnendes Rendite-Revier. Das ist grundsätzlich gut. Sogar Unternehmer und Institutionen aus einem weiteren Umkreis interessieren sich hier jetzt für Altbau-Objekte, die aufwändig saniert oder durch moderne Neubauten ersetzt werden können. Hechingen wird zunehmend als Tübinger Umland wahrgenommen, und davon profitiert die Kernstadt, in der hochwertiger Wohnraum der durchaus höherpreisigen Art Mangelware ist. Die Masche, Altstadt-Altbauten notdürftig zu sanieren und billig zu vermieten, scheint auszulaufen. Davon kann die Stadt nur profiteren. Allerdings muss gleichzeitig auch günstiger Wohnraum im Stadtgebiet geschaffen werden. Ein Betätigungsfeld beispielsweise für die Kreisbaugenossenschaft. Am Killberg sollten sich dafür ja geeignete Flächen finden lassen.