Das Sardellenfest erfreut sich seit fünf Jahren in Hechingen wachsender Beliebtheit. Deutsche und Türken haben hier die Möglichkeit, sich im Alltag näher zu kommen. Foto: Janson Foto: Schwarzwälder-Bote

Sardellenfest: Verein "Hohenzollern Bildungszentrum" organisiert Feier auf dem Hechinger Festplatz

Wie Integration richtig gemacht wird, ist seit Jahren ein Diskussionsthema in Deutschland. Der Verein "Hohenzollern Bildungszentrum" hat für sich eine Antwort gefunden.

Von Lennart Janson

Hechingen. Am Wochenende konnten auf dem Festplatz im Weiher erstmals auch im Herbst Sardellen nach traditionellem türkischem Rezept genossen werden. Für die Mitglieder des Bildungszentrums ist dieses Fest weit mehr als ein besonderes Essensangebot: Sie wollen Möglichkeiten schaffen, damit Türken und Deutsche sich im Alltag begegnen und näherkommen können. Nach wie vor gibt es große Klüfte zwischen den Kulturen. Das wissen auch Davut Sarmusak und Necmi Basaran, die beiden Vorsitzenden des Vereins.

"Im Allgemeinen ist Integration heute leichter, man begegnet uns meistens sehr offen", erzählt Necmi Basaran. "Aber wegen der wachsenden Anzahl von Landsleuten hier in Deutschland ist es als Türke auch leichter geworden sich abzuschotten." Dagegen will das Bildungszentrum mit seinen Aktivitäten angehen. "Der wichtigste Faktor bei der Integration ist Bildung, deshalb versuchen wir mit unserer Lernstube vor allem Kindern dabei zu helfen, Rückstände in der Schule aufzuholen", erklärt Davut Sarmusak.

Viele Landsleuten scheuen sich vor dem Kontakt mit Deutschen, weil sie die Sprache nicht oder nur schlecht beherrschen, berichten die beiden. Mit Veranstaltungen wie Theaterstücken oder dem Sardellenfest will das Bildungszentrum Gelegenheiten schaffen, bei denen sich Deutsche und Türken kennenlernen und austauschen können.

"Obwohl wir Moslems sind, gehen wir gerne über Weihnachtsmärkte", so Necmi Basaran, der mit seiner Familie Elemente der Deutschen Kultur schätzen gelernt hat.

Zum Austausch der Kulturen gehören jedoch beide Seiten. Das Sardellenfest entstammt der türkischen Kultur, und erfreut sich seit fünf Jahren auch in Hechingen wachsender Beliebtheit. Die etwa fingerlangen Fische werden paniert, frittiert und mit Salat und Brötchen serviert. "Wir essen die Sardellen zu Hause gerne wie Chips oder Popcorn zu einem Film", erzählt Necmi Basaran und fügt lachend hinzu: "Dass die Wohnung dann zwei Tage nach Fisch und Öl riecht, muss man leider in Kauf nehmen." Frei von diesen Nachteilen konnten die Sardellen am Wochenende auf dem Festplatz verzehrt werden. Zusätzlich gab es gegrillte Dorade und Baklava oder türkisches Engelshaar. Nur Ayran, das typische Joghurt-Getränk, war nirgends zu finden. "Zu Fisch trinkt man keinen Ayran", erklärte Necmi Basaran. "Das kann Übelkeit auslösen." Bei einer Begegnung auf dem Sardellenfest kann man eben viel lernen.