Über Jahre soll eine Bisinger Firma verseuchte Flüssigkeiten nicht vorschriftsmäßig entsorgt haben. Foto: Kleinschmidt

Zahlungsschwierigkeiten waren Ursache für illegalen Umgang mit verseuchtem Wasser. "Immer wieder Firmen geprellt."

Hechingen - Was veranlasste eine ehemalige Entsorgungsfirma aus Bisingen dazu, verseuchte Flüssigkeiten vorschriftswidrig zu lagern oder sie nach dem Jahrhunderthochwasser 2008 sogar illegal zu beseitigen (wir berichteten)? Am dritten Verhandlungstag am Hechinger Amtsgericht packte ein ehemaliger Büroangestellter der Firma aus.

Zwei Fragen wurden den Zeugen im Prozess gegen zwei ehemalige Geschäftsführer einer mittlerweile insolventen Entsorgungsfirma gestellt: Wie wurde mit Öl und Fetten verseuchtes Wasser auf dem Betriebsgelände gelagert? Und was wissen die Zeugen über die Beseitigung von verseuchtem Wasser am Tag nach dem Jahrhunderthochwasser im Juni 2008.

Damals pumpte die Firma den überschwemmten Keller eines Lebensmittelbetriebs in Hechingen aus. Der Vorwurf: Das mit Öl verseuchte Wasser soll illegal in einen Schacht eingeleitet worden sein. Darüber, ob die jetzt angeklagten ehemaligen Geschäftsführer die Anweisung zu der verbotenen Entsorgung gegeben haben oder nicht, konnte noch kein eindeutiger Aufschluss gegeben werden.

Das Problem: Die Geschehnisse am Tag nach dem Jahrhunderthochwasser liegen mittlerweile mehr als sechs Jahre zurück. Keiner der Zeugen konnte sich bisher genau daran erinnern, wer an dem Tag bei dem Lebensmittelbetrieb vor Ort war, ob und wie oft einer der Geschäftsführer anwesend war. Erst ein gestern geladener Zeuge meint, einen der damaligen Chefs am Gesicht zu erkennen. "Ich glaube, er war es", sagte der Mann, als er versuchte, sich an die Hochwasserkatastrophe zu erinnern.

Über die Vorgänge in der Firma konnte hingegen ein ehemaliger Büroangestellte erzählen. Er erzählte, warum auf dem Grundstück der Firma mehr Öl gelagert war, als erlaubt: "Wir hatten immer wieder Zahlungsschwierigkeiten", sagt er. Dem Unternehmen habe das Geld dafür gefehlt, verschmutztes Wasser von einem weiteren Betrieb abholen zu lassen. Deshalb sei es oft zu Zwischenlagerungen auf dem Firmengelände gekommen. Auch gestand der ehemalige Angestellte: "Wir haben immer wieder Firmen geprellt."

Auch Fotos, die der Angestellte heimlich machte, könnten die Chefs belasten: Auf ihnen sind die Zustände in der Betriebshalle zu sehen.

Das Urteil in dem Prozess wurde noch nicht gesprochen. Der nächste Verhandlungstermin ist Dienstag, 23. September, ab 14 Uhr. Zu dem Termin sind weitere Zeugen geladen.