Boll, wie es in Realität nicht hübscher sein könnte – Jakob Ruhl freut sich, dass er auch dieses Jahr seine Krippe zeigen kann. Das von Besuchern gespendete Geld kommt krebskranken Kindern zugute. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Weihnachtskrippe: Jakob Ruhl aus Boll hat dieses Jahr noch ein Rathaus gebaut

Er hat in einer Woche ein Rathaus gebaut. Die 600 Dachziegel dafür bestellte er im Bastelkatalog – Jakob Ruhl, unermüdlicher Krippenbauer mit großem Herz aus Boll, öffnet von heute an wieder seine Schau.

Hechingen-Boll. Was der Rentner da in wochenlanger Arbeit in seinem verglasten Gartenhäuschen in der Boller Dorfstraße 43 (100 Meter hinter dem Ortsschild rechts, ein Schild weist auf die Ausstellung hin) aufgebaut hat, ist weitaus mehr als eine Krippe, obwohl natürlich die Stallszene mit dem Jesuskind nicht fehlen darf. Es ist eine gebastelte Liebeserklärung an seine Heimat. Gebäude und Szenen aus dem Ort sind in eine Fantasielandschaft eingefügt, der vor allem wunderbar geformte Wurzelstöcke und Moos ihr Gepräge geben.

Dieses Jahr ist dem Rentner der Aufbau nicht ganz leicht gefallen. Er war eine Zeit lang krank, fühlte sich eigentlich zu schwach zum Krippenbauen. Hätten ihm Freunde und Bekannte nicht geholfen, würde die Krippenschau dieses Jahr ausfallen.

Das würden nicht nur hunderte Besucher aus einem weiten Umkreis bedauern, die jedes Jahr der bis Ende Januar geöffnete Krippe einen Besuch abstatten. Bedauern würde es auch der Förderverein für die Kinderkrebsklinik in Tübingen, der jedes Jahr die Spenden der Besucher erhält. Fast 2000 Euro waren das im vergangenen Jahr. Damit kann schon sehr viel Schönes für die schwer erkrankten Kinder getan werden.

Dieser Gedanke ist sicher ein Motiv, das Jakob Ruhl zu seiner Krippenaktion antreibt. Aber er hat auch einfach Spaß an seiner Krippe. Zu jedem einzelnen der großen Wurzelstöcke, die in seiner Landschaft als Felsen die Szenerie einfassen, kann er eine eigene Geschichte erzählen. Er fand sie bei Spaziergängen im Wald. Die schweren "Stotzen" da herauszuholen war viel Arbeit.

Und dann die Boller Gebäude, die er im Lauf der Zeit gebaut hat. Natürlich das Kirchlein Mariazell, zu dem ein Kreuzweg hinaufführt. Aber auch das Gasthaus Löwen oder der Denkmalstein im Schamental. Und seit diesem Jahr ein originalgetreues Abbild des Boller Rathauses, das früher auch als Schulhaus benutzt wurde. Da fehlt kein Detail, und jeder Dachziegel wurden feinsäuberlich und einzeln angeklebt. Wunderschöne, detailreiche Figuren beleben die Szenerie. Wenn es abends dunkel wird, glimmen hier sogar Lämpchen auf. Und vom Kirchturm kann es richtig bimmeln.

Hier hat er sich eine Heimat geschaffen

Hier hat sich einer seine Herzens-Heimat geschaffen, den Ort, wo er lebt und wo er sich gar nicht vorstellen könnte, einmal wegzugehen. Und vielleicht geht einem ja auch deshalb diese Krippe so zu Herzen, denn im Zentrum steht hier ja eine junge Familie, die gegen ihren Willen unterwegs sein muss, die ihr Kind eben nicht in ihrer gewohnten Heimat unter Verwandten und Freunden zur Welt bringt, sondern in einem unwirtlichen Stall.

Wer die Boller Krippe besuchen will, kann einfach vorbeischauen in der Dorfstraße 43. Wenn Jakob Ruhl da ist, nimmt er sich für jeden Gast gerne Zeit. Man kann sich aber auch telefonisch anmelden unter der Nummer 07471/16 68 4.