Zwei Hechinger Kleindealer wurden in Amsterdam von Profis übel übers Ohr gehauen. Foto: Wagner

Zwei Hechinger müssen sich vor Gericht wegen Handels mit Drogen verantworten.

Hechingen - Für zwei Hechinger Klein-Dealer wurde vor zwei Jahren der Ausflug ins große Drogengeschäft ein Flop. In Amsterdam blätterten sie 700 Euro auf den Tisch. Statt der erhofften Amphetamine war aber nur Koffein und Laktose im Tütchen. Nicht der einzige Deal, der schief ging. Am Dienstag standen sie vor dem Hechinger Amtsgericht.

Kleiner Rückblick: 2015. Die beiden Freunde sind 18 und 22 Jahre alt und leben gemeinsam in einer WG in Hechingen. Ausbildungen und Schule haben sie abgebrochen, sie leben in den Tag hinein, mit reichlich Alkohol- und Marihuanakonsum.

Um ihren teuren Lebensstil zu finanzieren, beginnen sie selbst mit Drogen zu handeln. Wer gerade ein paar Euro übrig hat, geht "Stoff" besorgen. Mit Freunden fahren sie bis Balingen, Tübingen oder Stuttgart und kaufen das Cannabis in kleinen Mengen an.

"Hauptsächlich zum Eigenkonsum", wie die beiden während der Verhandlung beteuern. Einzig der Fahrer und ein paar enge Freunde bekommen meist ein paar Gramm "Gras" ab, um die nächste Ladung zu finanzieren.

Als das Geld immer knapper wird, will der Ältere der Beiden eine ganz große Nummer drehen. Die Einkaufstour führt ihn nach Amsterdam. Dort kauft er für 700 Euro ein Tütchen voll Amphetamin – denkt er zumindest. Zurück in Hechingen verkaufen beide gemeinsam das weiße Pulver.

Einer der Abnehmer wird kurz darauf im Drogenrausch von der Polizei aufgegriffen. Er muss auch noch andere Sachen konsumiert haben, denn die Polizei stellt fest, dass das angebliche Amphetamin nichts weiter ist als ein Gemisch aus Koffein und Milchzucker.

Die Polizei beginnt trotzdem zu ermitteln. Über Zeugenaussagen, Telefon- und SMS-Überwachung kommt sie den Beiden und ihren Freunden schließlich auf die Schliche. Wegen Besitzes und Handel mit illegalen Rauschmitteln in sechs Fällen mussten sich die jungen Männer nun am Dienstag über zwei Jahre später vor dem Jugendschöffengericht verantworten.

Die Beiden sind dort keine Unbekannten, wurden sie doch schon mehrfach verurteilt. Nach den jüngsten Verfehlungen scheint aber der Groschen gefallen zu sein.

Der ältere, heute 25-Jährige, geht inzwischen einer geregelten Tätigkeit als Bauhelfer nach, wohnt mit Freundin und Kind zusammen. Zudem kümmert er sich um seinen vierjährigen Sohn aus einer früheren Beziehung. Mit Drogen hat er seit über einem Jahr nichts mehr zu tun, was er mit einem selbstfinanzierten Drogentest nachwies.

Auch der Jüngere scheint auf dem Weg der Besserung. Er ist verlobt, lebt mit seiner Freundin zusammen. Diese unterstützt ihn bei seinen Versuchen, ganz von den Drogen zu lassen. Zudem hat er seine Ausbildung als Maler und Lackierer wieder aufgenommen und wird diese in den nächsten Monaten abschließen.

Ihre Bemühungen wurden von der Staatsanwaltschaft und dem Gericht anerkannt und so bekamen beide nochmals eine letzte Chance. Zu einem Jahr sowie einem Jahr und zehn Monaten wurden die Beiden verurteil. Ihre Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt – wenn auch nicht alle ihre Taten am Ende so harmlos waren, wie der Koffeinkauf in Amsterdam.