Jetzt gilt auch unterm Zoller Tempo 120. Nicht alle finden das gut, aber die Stadtverwaltung Hechingen versichert, dass sie nicht für diese Regelung verantwortlich ist. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtverwaltung widerspricht Landrat / Anstoß zu durchgehender 120er-Zone auf B 27 kam nicht vom Rathaus

Von Klaus Stopper

Hechingen. Die Hechinger sind nicht schuld daran, dass jetzt auf der gesamten B 27 ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern gilt. Damit tritt die Stadtverwaltung Gerüchten entgegen, die nicht zuletzt wohl auch im Landratsamt in die Welt gesetzt wurden.

Als das Landratsamt am Montag in einer Pressekonferenz die neuen Temporegeln vorstellte, hat Landrat Günther Martin Pauli wohl zumindest den Eindruck erweckt, dass die Hechinger Stadtverwaltung den entscheidenden Anstoß dafür gegeben hat, die 120er-Grenze durchgehend bis Bodelshausen gelten zu lassen.

Der Bericht darüber hatte vor allem in Internet-Foren erbitterte Kommentare zur Folge gehabt. Freunde des durchgedrückten Gas-Fußes meldeten sich zutiefst empört zu Wort. Interessant dabei, dass viele aus dem Raum Tübingen und Reutlingen kommen. Zur Erinnerung: Auf der vierspurige Strecke Tübingen-Stuttgart gilt durchgehend 120. Da kam wohl mancher gern in den Süden, um seine PS-Freuden zwischen Bodelshausen und Balingen ungehemmt auszuleben.

Bürgermeisterin Dorothea Bachmann war zur Pressekonferenz seinerzeit zwar eingeladen, konnte aber wegen der Personalversammlung der Stadt nicht teilnehmen. Sonst hätte sie das sofort gerade gerückt, versicherte sie am Donnerstag in einem Telefongespräch mit dieser Zeitung.

Auf Nachfrage unserer Zeitung äußerte sich das Landratsamt gestern eher spärlich. Bereits 2014 hätten sich Hechingen und Balingen "im Rahmen ihrer Zuständigkeiten mit einem Tempolimit beschäftigt". Ziel sei es gewesen, sich auf der 15 Kilometer langen Strecke "abzustimmen". Dann habe man die Unfallstatistik 2015 abgewartet, die für die Stelle bei Bisingen, für die das Landratsamt wohl zuständig ist, eine Häufung schwerer Crashs ergeben habe. "Damit wurde diese bekannte Gesamtregelung getroffen", endet das Schreiben.

Kein Wort darüber, wer nun für die Geschwindigkeitsbeschränkung bis Bodelshausen zuständig ist. Die Stadt habe der 120er-Regelung auf Hechinger Gelände zwar zugestimmt, stellte Thomas Jauch als Pressesprecher der Stadt gestern fest. Die Initiative aber kam wohl vom Landratsamt. Jauch: "Eine entsprechende Anfrage war vom Landratsamt im Dezember 2013 ergangen. Die Stadt hat jedoch zu keiner Zeit von sich aus einen entsprechenden Antrag gestellt".

Festgestellt wird von der Stadt auch, dass es durchaus gute Gründe für die durchgängige Geschwindigkeitsbeschränkung gibt. Andernfalls hätte ein Autofahrer auf einer Strecke von 7,5 Kilometern Länge drei verschiedene Geschwindigkeitszonen zu durchfahren. Auf der Strecke fehlt weitgehend ein Seitenstreifen, teilweise ist es kurvig. Das Resultat sind 120 Verkehrsunfälle auf der Gemarkung Hechingen in den vergangen fünf Jahren. Dabei wurden 56 Personen verletzt, 19 davon schwer. In fast der Hälfte aller Fälle war zu hohe Geschwindigkeit die Unfallursache.