Innenstadtbelebung: Bumüller-Gebäude in der Herrenackerstraße wird von komplett saniert

Familienunternehmen prägen das Gesicht und die Geschichte einer Stadt. Das gilt auch für die "Sternenbäcker"-Familie Bumüller. Und zwar im buchstäblichen Sinn, wie derzeit in der Herrenackerstraße zu sehen ist.

Hechingen. Zwei Cafes – eines am Obertorplatz und das andere an der Johannesbrücke – tragen in Hechingen den Sternenbäck-Schriftzug. Das jüngste Projekt scheint auf Anhieb gar nicht recht dazuzupassen: Neben dem Sternenbäck in der Unterstadt wird ein Gebäude komplett saniert.

Hier entsteht das, was in Sonntagsreden gerne gefordert wird: Moderner Wohnraum und Geschäftsflächen mitten in der Stadt. Sechs Wohneinheiten und ein Laden, durch einen Aufzug allesamt barrierefrei zu erreichen. Um eines vorab zu verraten. Nach jetzigem Stand wird der Schreibwarenladen von Vera von der Goltz nach dem Umbau wieder hier einziehen.

Die Einheiten des restlichen Gebäudes will Albert Bumüller jun. als Wohnungen, Praxen oder Büros vermieten. Das Haus gehört der Familie Bumüller. Es war die erste Filiale. Direkt neben dem Stammhaus des Betriebs, dem Gasthaus "Sternen", wurde es 1953 als Bäckerei und Cafe hochgezogen.

Was damals Standard war, ist heute kaum mehr vorstellbar. Unter dem Dach wohnten die Bäckergesellen in Kammern, im Erdgeschoss war die Backstube mit Ladengeschäft untergebracht, und zum Café mussten die Gäste die Treppe hochsteigen. Die Einrichtung dort: Klassisch-eleganter Nierentisch-Stil. Die Bäckerei wurde von den Familienmitgliedern geführt. Eine tolle Zeit.

Zuletzt war von der alten Pracht und Herrlichkeit aber nicht mehr viel zu sehen. Das Schreibwarengeschäft im Erdgeschoss lief dank charismatischer Inhaberin zwar tadellos, aber die Praxis im Obergeschoss zog aus, die Wohnungen weiter oben waren nicht mehr vermietbar. "Da gab es keine Isolierung und alle Installationen waren veraltet", erzählt Albert Bumüller jun. Die Familie habe einen Verkauf überlegt, es habe sich aber nicht die richtige Lösung ergeben.

Gottseidank, muss man hier wohl sagen. Wie die Zukunft solcher einst stolzer Gebäude aussehen kann, ist in Hechingen an einigen Ecken zu besichtigen. Neue Besitzer, die ihr Kapital schon fast ganz für den Kauf aufgezehrt haben, gefolgt von halbherzigen Sanierungsversuchen im Do-It-Yourself-Stil, häufiger Mieterwechsel wegen Gebäudemängeln, immer fadenscheinigere Nutzungen, Leerstand.

Eigentlich bleiben vom Urgebäude nur die Mauern stehen

Die Familie Bumüller geht hier den anderen Weg. Totalrenovierung. Top-Isolierung, Aufzug, moderne Wohnungsgrundrisse. Eigentlich bleiben nur die reinen Mauern stehen", berichtet Petra Bumüller, die Frau von Albert Bumüller jun., die vor allem mit Albert Bumüller’s Onkel Gerhard den Bau betreut. "Der hat beim Bauen viel Erfahrung, ich konnte hier viel von ihm lernen", sagt sie. Sie seien ein Team, das gut harmoniert. Auch etwas, was Familienfirmen anderen Unternehmensformen voraus haben. In gut einem dreiviertel Jahr soll der Umbau fertig sein.

Ziel der Familie ist es, ein solides Wohn- und Geschäftsgebäude zu schaffen, das die nächsten Jahrzehnte so stehen bleiben kann. Das Schöne für Hechingen: Von solchen Projekten profitiert die ganze Stadt, zumindest aber die Herrenackerstraße, die auf dieses Gebäude zuläuft, und das Quartier um die Johannesbrücke. Die Hausbewohner werden hier einkaufen und einkehren. Und wer gerne in der Altstadt wohnen will, aber auf modernen Wohnstandard nicht verzichten möchte, wird hier fündig.

Ob sich das Vorhaben für die Familie Bumüller rentiert? Die Rendite verliere man als Geschäftsmann nie ganz aus dem Blick, sagt Albert Bumüller jun., aber unabhängig davon gelte auch: "Wir freuen uns natürlich darüber, dass wir das Gebäude so erhalten können."