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Wahl: Union verliert 13 Prozent. Kleine Parteien gewinnen deutlich Stimmen. Mit Kommentar

Hechingen/Tübingen - Die CDU ist die große Verliererin im Wahlkreis Tübingen-Hechingen. Auch die SPD muss bei der Wahl Federn lassen. Gewinner sind die Grünen, die FDP, die Linke und vor allem die AfD.

Annette Widmann-Mauz und die CDU haben bei der Bundestagswahl am Sonntag im Wahlkreis Tübingen-Hechingen eine ordentliche Schlappe hinnehmen müssen. Zwar haben sie die meisten Stimmen erhalten, doch hat Annette Widmann Mauz im Vergleich zur Wahl 2013 11,2 Prozent ihrer Erststimmen verloren. 46,9 Prozent aller Stimmen hatte die CDU-Kandidatin bei der vorigen Wahl erhalten und war als strahlende Siegerin aus dem Entscheid hervorgegangen. Diese Zeiten sind vorbei. Auch SPD-Kandidat Martin Rosemann hat 3,1 Prozent verloren und kommt auf insgesamt nur rund 17,3 Prozent. Im Jahr 2013 waren es 20,4 Prozent. An wen die Stimmen verloren gegangen sind? Das wird klar, wenn man sich die Gewinner des Wahlkreises anschaut.

Dubravko Mandic von der AfD schaffte aus dem Stand 8,7 Prozent. Die AfD erhielt insgesamt zehn Prozent der Zweitstimmen. In den Orten Burladingen, Grosselfingen und Jungingen wurde die rechtspopulistische Partei sogar zweistärkste Kraft hinter der CDU mit jeweils rund 17 Prozent der Zweitstimmen.

Freuen dürfen sich auch die Anhänger der FDP. Hier ist auffällig, dass das Zweitstimmenergebnis mit 11,8 Prozent deutlich über dem der Erststimme von Kandidat Christopher Gohl liegt, der 7,9 Prozent erhielt.

Für die Grünen geht es im Wahlkreis bergauf

Auch für die Grünen geht es bergauf. Kandidat Chris Kühn liegt im Gesamtergebnis sogar vor SPD-Kandidat Rosemann mit 19,1 Prozent. Diese Stimmen dürften jedoch hauptsächlich aus dem Landkreis Tübingen stammen – in Burladingen, Rangendingen und Grosselfingen liegen die Grünen zum Beispiel nur zwischen acht und neun Prozent. 18 Prozent erreichen die Grünen mit den Zweitstimmen im Wahlkreis insgesamt.

Ein Prozent für den Parteilosen

1,4 Prozent der Erststimmen gab es für die Tübinger Studentin Ina Mecke von "Die Partei". Mit einem Prozent der Stimmen hat auch der parteilose Kandidat Jens Martin Rohrbach aus Tübingen passabel abgeschnitten, obwohl er kaum Wahlkampf betrieben hat. Die Kandidatin der MLPD, Claudia Lenger-Atan, erhielt mit 283 Stimmen 0,2 Prozent.

Kommentar

Gerupft

von Klaus Stopper

Niemand im Altkreis Hechingen hat bei den Erststimmen so stark Federn lassen müssen wie CDU-Kandidatin Annette Widmann-Mauz. Ein Beispiel: In Hechingen holte sie 2013 noch 54 Prozent Erststimmen, diesmal nur noch 39,6 Prozent. Ein deutlich stärkeres Minus als die 8,5 Prozent CDU-Verlust bundesweit.

Die Tendenz setzt sich in den anderen Gemeinden fort. Ihr SPD-Kollege Martin Rosemann kam mit etwa zwei Prozent Minus in Hechingen noch halbwegs glimpflich davon. Bundesweit verlor die SPD fünf Prozent. Dass AfD-Mann Dubravko Mandic auch bei den Erststimmen auf Werte um 13 Prozent kommt, ist erstaunlich.

Im Altkreis Hechingen war der Freiburger Anwalt kaum präsent. AfD-Wähler neigen offenbar zum bedingungslosen Doppelkreuz. Am Ende bleibt positiv festzuhalten: Weiterhin vertreten vier Abgeordnete den Altkreis Hechingen in Berlin.