Ab dem Jahr 2020 wird Hechingen die Voraussetzungen erfüllen, um Große Kreisstadt zu werden. Ob sie diesen Titel aber anstrebt, ist noch unklar. Foto: Foto/Grafik: Stopper

In drei Jahren wird Hechingen 20.000-Einwohner-Marke überschreiten. Geht Traum in Erfüllung?

Hechingen - Große Kreisstadt werden – über Jahrzehnte war das ein Hechinger Traum. Jetzt könnte er in Erfüllung gehen. Doch nun stellt sich die Frage, ob die Stadt das will. Denn der Titel kostet 200.000 Euro jährlich.

Philipp Hahn, Erster Beigeordneter der Stadt, hatte leichte Zweifel in seiner Ansprache zum Neujahrsempfang anklingen lassen, als er berichtete, dass Hechingen bald die 20.000-Einwohner-Grenze überschreiten wird, die eine Stadt braucht, um beim Land einen Antrag auf Beförderung zur "Großen Kreisstadt" zu stellen. 2020 wird es so weit sein, hat das statistische Landesamt angekündigt. Das neue Baugebiet Killberg IV mit etwa 2 000 neuen Hechingern ist da noch gar nicht eingerechnet.

Was würde der Titel "Große Kreisstadt" bringen? Dorothea Bachmann wäre dann Oberbürgermeisterin, Philipp Hahn Bürgermeister. "Das Gehalt bliebe gleich", stellte Hahn gestern auf Nachfrage unserer Zeitung klar. Hechinger Rathaus-Chefs werden bereits wie Groß-Kreisstädter bezahlt, da hier Rangendinger und Junginger wegen der Verwaltungsgemeinschaft mitgezählt werden.

Wirklich ändern würde sich etwas anderes: "Wir würden mehr Aufgaben übertragen bekommen, die mehr Bürgernähe bedeuten könnten", erklärt Hahn. So hätte Hechingen künftig eine eigene Ausländerbehörde. Eine Wohngeldstelle auch, aber die gibt es eigentlich schon, da in Hechingen bereits jetzt über Wohngeld beraten wird und Anträge abgegeben werden können. Ärgern könnten sich Hechinger eventuell darüber, dass künftig die Stadt selbst für die Widersprüche gegen ihre Entscheidungen zuständig wäre. "Vielleicht hätte man da lieber eine andere Behörde", räumt Hahn ein.

Weniger Aufsicht durch das Landratsamt

Ändern würde sich auch, dass Hechingen in bestimmten Fällen nicht mehr der Kommunalaufsicht des Landratsamts unterstehen würde. "Das würde ich persönlich eher als Nachteil sehen", erklärt Hahn. Entgegen gängiger Vorurteile habe die Stadt sehr gute Beziehungen zum Landratsamt, "hier kann man sich in Zweifelsfällen auch mal beraten lassen". Künftig wäre das Regierungspräsidium Aufsichtsbehörde. "Die haben 2 000 Mitarbeiter, das ist anonymer", so Hahn.

Für die meisten Hechinger Einwohner würde sich durch die Große Kreisstadt also wenig ändern. Zahlen aber müssten sie eine nette Summe. "Wir haben das grob kalkuliert", erklärt Hahn. Kosten entstünden durch zusätzliches Personal, das man für die neuen Aufgaben brauche, und durch zusätzlichen Büroraum. "Wir rechnen mit Arbeitskosten von jährlich bis zu 300 000 Euro", so Hahn.

Dem stünden zusätzliche Mittel aus dem Finanzausgleich in Höhe von nur 75 000 Euro gegenüber. Die jährliche Differenz würde bei über 200 000 Euro liegen. "Das sind alle zehn Jahre zwei Millionen, damit könnte man schon ganz schön was bewegen", so Hahn. Aber hat man als Große Kreisstadt nicht mehr Einfluss auf die Geschicke in der Region? "Wir werden behandelt wie eine Große Kreisstadt", erklärt Hahn. Bürgermeisterin Dorothea Bachmann sei beispielsweise jetzt schon zum Oberbürgermeistertreffen des Regierungspräsidiums eingeladen, sitzt da dann etwa mit Tübingens OB Boris Palmer zusammen.

Entscheidung liegt beim Gemeinderat

Dass der Titel "Große Kreisstadt" einer Stadt Prestige verleihe, räumt Philipp Hahn ein. "Der Titel wird nur auf Antrag des Gemeinderats verliehen", erklärt er. Hier müsse man die Diskussion erst noch führen, wenn es so weit sei. Vielleicht bleibt Hechingen ganz einfach Zollerstadt. Das klingt ja auch nicht schlecht.